Fisch aus dem Container
Fisch gehört weltweit zu den Grundnahrungsmitteln. Durch eine anhaltende Überfischung der Meere und Seen (die Fischereierträge stagnieren seit 1990), ist qualitativ hochwertiger Fisch jedoch zu einem knappen Lebensmittel geworden. Die Kapazitätsgrenze der Weltmeere ist heute erreicht, Alternativen zur zukünftigen Versorgung der Menschen mit frischem Fisch müssen umgehend entwickelt werden.
Nicht jede Form der Aquakultur hat einen positiven Einfluss auf die Umwelt
Heute stammt bereits jeder zweite Speisefisch aus Aquakultur. Aber diese schützt nicht zwangsläufig unsere natürlichen Ressourcen. Intensive Produktionssysteme, zum Beispiel Teiche oder Netzkäfige, nutzen die natürlichen Gewässer und überlasten deren Tragfähigkeit. Die Gewässer werden durch Futterreste und Ausscheidungen der Tiere erheblich verschmutzt. Dies führt zu großem Stress bei den Fischen. Krankheiten werden mit Medikamenten behandelt, was die Qualität des Lebensmittels deutlich reduziert und den betroffenen Ökosystemen schadet.
Eine Lösung zur umweltverträglichen intensiven Aquakultur von Fischen sind geschlossene Kreislaufsysteme, die das Wasser kontinuierlich im Kreis führen und es mit modernster Filtertechnik reinigen. Solche Prozesse werden seit 10 Jahren im Institut für Physikalische Prozesstechnik in der htw saar erforscht und entwickelt. Der ocean[cube] basiert auf diesem Wissen. Er ist ein komplexes biotechnologisches Aquakultursystem für die artverträgliche, betriebssichere und standortunabhängige Produktion mariner Fischarten.
Der ocean[cube] zeichnet sich durch verschiedene Innovationen aus: Die Aquakulturanlage wird auf einer Stellfläche von 100 m² in drei miteinander verbundene Schiffscontainer strukturintegriert. „Unsere Wasseraufbereitung ist so dimensioniert und intelligent geregelt, dass Reststoffe, die durch die Fische abgegeben werden, rückstandslos aus dem Prozess entfernt werden.“, beschreibt Kai Wagner das Kreislaufverfahren. Ergebnis ist Wasser mit „Ozeanqualität“. Der Fisch wächst unter bestmöglichen Lebensbedingungen auf. Das ist Voraussetzung für eine nachhaltige Produktion. Vollautomatisiert und in die Cloud eingebunden, kann zudem jeder ocean[cube] mit der Firmenzentrale kommunizieren. Die Übertragung funktioneller Prozessdaten ermöglicht es, jederzeit die Produktionsbedingungen zu überwachen, die Effizienz der Anlage zu steigern und den Anlagenbetreiber zu unterstützen. „Als Betreiber unserer Anlage sehen wir Agrarbetriebe, die ihre Produktion erweitern wollen. Die Gastronomie und der Lebensmitteleinzelhandel sind potenzielle Kunden, insbesondere, wenn Regionalität eine besondere Rolle spielt. Sie haben dann den Wunsch, sich von Waren mit schwankender Qualität unabhängig zu machen.“, fasst Carolin Ackermann, die Marketingspezialistin, zusammen.
Wolfsbarsch und Dorade von nebenan
Die vier Gründer verschreiben sich mit ihrer Anlage dem Leitgedanken der Regionalität. „Wir setzen mit dem Konzept ocean[cube] auf eine kleine, regionale Produktionsmenge.“, erklärt Christian Steinbach, Verfahrensingenieur in der Gruppe. „Wir produzieren in unserem Container jährlich etwa sechs Tonnen Fisch, zum Beispiel den Wolfsbarsch oder die Dorade. Damit kann durchschnittlich der Bedarf in einem Umkreis von 50 Kilometern bedient werden.“
Ziel der Firmengründung ist die Fertigung von Kreislaufanlagen für eine endverbrauchernahe Produktion. Kurze Transportwege, geringer Energieverbrauch und höchste Qualität werden angestrebt.
Der nächste Schritt im Projekt ist es, ein Vertriebsnetz für die Anlagen aufzubauen. Wir suchen den Kontakt zu engagierten und zukunftsorientierten Lebensmittelunternehmen, denen Regionalität und Qualität besonders wichtig ist. „Bei ihren Endverbrauchern landet mit dem Fisch aus dem ocean[cube] ein frisches und bezahlbares Lebensmittel in Bio-Qualität auf dem Teller.“, skizziert Daniel Lang die Zukunft. „Der ocean[cube] orientiert sich an den Herausforderungen unserer Zeit. Regionalität bedeutet Sicherheit.“, fasst der Meeresbiologe und Mentor des Teams, Prof. Dr. Uwe Waller, zusammen.
Interessierte können sich ab Sommer 2019 zur Besichtigung des Standortes im Ausbesserungswerk in Burbach anmelden und sich vor Ort von den optimalen Haltungsbedingungen und dem hervorragenden Geschmack selbst überzeugen.
htw saar | Iris Krämer-Schmeer