Sicherung biologischer Meeresvielfalt durch innovative Aquakultur
Im Hinblick auf die großen Herausforderungen von Umweltzerstörung und Klimawandel hat die EU mit ihrem Green Deal (siehe Blogbeitrag Der „Green Deal“ als neue Wachstumsstrategie für Europa) einen Fahrplan für eine umweltfreundliche und ressourceneffizienten Zukunft gesetzt. Mit dem SEAWATER Cube adressieren wir zwei Ziele des Aktionsplans, nämlich die „Vom Hof auf den Tisch“ Strategie sowie die EU-Biodiversitätsstrategie für 2030. Nachfolgend geben wir einen detaillierten Überblick, welche Ziele die „EU-Biodiversitätsstrategie 2030“ beinhaltet und wie unser Konzept dazu beiträgt, diese zu erreichen.
Die EU-Biodiversitätsstrategie
Die biologische Vielfalt bildet die Grundlage für das menschliche Wohlergehen.
„Die Natur liefert uns Nahrung, Arzneimittel oder Baustoffe; sie bietet uns Erholung und ist damit auch wichtig für unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit. Ein intaktes Ökosystem sorgt für saubere Luft und sauberes Wasser und ist ein Verbündeter im Kampf gegen den Klimawandel. Die Verwandlung von Abfällen in neue Ressourcen, Bestäubung, Düngung von Nutzpflanzen – das und vieles mehr wäre ohne ein intaktes Ökosystem schlicht undenkbar.“
Aufgrund des menschlichen Handelns ist die Biodiversität inzwischen aber enormen Belastungen ausgesetzt. Daher verpflichtet die EU ihre Mitgliedsstaaten für die Zeit ab 2020 dazu:
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- den Verlust an biologischer Vielfalt einzudämmen;
- ihre Ökosysteme zu erhalten bzw. wiederherzustellen.
Damit möchte die Europäische Kommission bei den weltweiten Verhandlungen über die Eindämmung des Verlusts an biologischer Vielfalt und den Schutz der Ökosysteme mit gutem Beispiel vorangehen und das gestörte Verhältnis zwischen Mensch und Natur wieder ins Gleichgewicht bringen.
Durch den SEAWATER Cubes als geschlossener Kreislaufaquakultur ergeben sich im Kontext der „EU-Biodiversitätsstrategie 2030“ verschiedene Anknüpfungspunkte:
Wiederherstellung des guten Umweltzustands der Meeresökosysteme
Ein großer Teil, der für den menschlichen Konsum verwendeten Fische und Krebstiere, wird mit Methoden produziert oder gefangen, welche die Biodiversität der natürlichen Gewässer indirekt oder direkt gefährden. Durch die Überfischung werden zur Deckung des weltweiten Fischkonsums mehr Fische aus den Meeren entnommen als nachwachsen können. Zudem verwüsten Schleppnetze der industriellen Fischerei den Lebensraum Unterwasser. Im Einsatz zerstören sie Meeresböden und die dort ansässige, über Jahrzehnte gewachsene Artenvielfalt. Im Wasser als Geisternetzen zurückgelassen bilden Sie Gefängnisse für viele Meeresbewohner, die sich auf der Suche nach Futter in den Netzen verfangen und qualvoll verenden.
Der SEAWATER Cube ist eine Möglichkeit, Fisch unabhängig von den Meeren zu züchten und kann dazu beitragen, dass das Gleichgewicht in den Meeren wieder hergestellt wird. Durch einen reduzierten Eingriff des Menschen können die Lebewesen im Meer wieder ihrem natürlichen Verhalten nachgehen. Verlagert sich die Fischproduktion vom Meer an das Land, dann kann sich das natürliche Ökosystem erholen und das Aussterben bedrohter Arten wird verhindert.
Bekämpfung von Beifang
Auch Beifang ist ein elementares Problem der industriellen Fischereiindustrie und führt dazu, dass bedrohte Arten aussterben und die ökologische Vielfalt reduziert wird. Beifang bedeutet, dass mit den Zielarten auch andere ungewollte Arten (z.B. Delfine, Rochen und Wale) gefangen werden. Diese werden beim Fang in den meisten Fällen verletzt oder getötet und werden dann so wieder ins Meer zurückgeworfen. Laut WWF gehen jährlich bis zu 40% des weltweiten Fischfangs als Beifang verloren.
Da geschlossene Aquakulturen unabhängig vom Meer agieren, gibt es in Zusammenhang mit dieser Art der Fischzucht auch keinen Beifang. Es werden nur diejenigen Fische gezüchtet und getötet, die geplant sind. Auf die natürlichen Gewässer und seine Lebewesen wird kein Einfluss genommen. Manche Kritiker merken an dieser Stelle an, dass auch für das Fischfutter für Kreislaufsysteme Fische im Meer gefangen werden, die dann zu Fischmehl und Fischöl verarbeitet werden. In unserer Anlage verwenden wir jedoch Futter, in dem die tierischen Bestandteile aus Schlachtabfällen und Überresten der Lebensmittelproduktion kommen.
Verringerung der Umweltverschmutzung
In der traditionellen Fischproduktion (Fang und Aquakultur in Netzkäfigen) gibt es mehrere Faktoren, welche zur Umweltverschmutzung in den Meeren beitragen. Zum einen sind im Meer entsorgte Fangnetze mit 46% einer der größten Quellen für Plastikverschmutzung . Zum anderen gelangen in Aquakulturen im Meer Futterreste und Ausscheidungen der Tiere ohne Rücksicht auf die Umwelt in das umliegende Wasser. Durch diese Eutrophierung (= Überdüngung, Überangebot von Nährstoffen) bilden sich übermäßig viele Algen (Phytoplankton), die das Wasser trüben und Organismen am Boden das Licht rauben. Am Meeresboden führen diese Algen zudem zu einem überhöhten Sauerstoffverzehr, sodass Arten wie Seesterne und Muscheln absterben.
Die ausgereifte und mehrstufige Filtertechnologie des SEAWATER Cube sorgt dafür, dass Fischexkretionen gefiltert, gesammelt und einer gezielten Verwertung zugeführt werden können. Durch die Abkopplung des Systems von der Umwelt gelangen keine Ausscheidungen der Tiere in natürliche Gewässer. Zudem vermeiden wir durch unser Futtermodell nahezu vollständig, dass unverwertete Pellets ins Abwasser gelangen. Insgesamt kann durch die Wasseraufbereitung 99% des Prozesswassers recycelt werden. Für das Abwasser (500 L pro Tag) gibt es verschiedene Einsatzzwecke: Einleitung in das kommunale Abwasser, Verwendung in Biogasanlagen oder Verwendung als Dünger für Pflanzen in der Kopplung mit Aquaponic.
Vermeidung von Antibiotika Einsatz
Antibiotika werden als Wirkstoffe zur gezielten Bekämpfung von Bakterien häufig in der traditionellen Tierzucht eingesetzt. Sie dienen dort zur Behandlung kranker Tiere oder werden häufig auch prophylaktisch verwendet, um den Ausbruch von Krankheiten in schlechten Lebensbedingungen einzudämmen. Die klassische Aquakultur in Netzgehegen war in den vergangenen Jahren aufgrund eines übermäßigen Antibiotika Einsatzes stark in der Kritik. Im Körper von Fischen werden Antibiotika nur teilweise verstoffwechselt. Die Restprodukte gelangen als Ausscheidungen in die natürlichen Gewässer. Dort fördern sie die Entstehung von Resistenzen. Antibiotikaresistente Keime sind eine große Bedrohung für die Gesundheit der Menschen.
Die Filtertechnik und Automatisierung aller Prozesse im SEAWATER Cube sorgen für eine hohe Wasserqualität und dafür, dass die Tiere unter gesunden Bedingungen und ohne Stress aufwachsen. Dadurch werden Krankheiten und die Verwendung von Antibiotika gänzlich vermieden. Auch wachstumsfördernde Substanzen kommen nicht zum Einsatz. Somit ist auch das Abwasser aus unserer Anlage unbelastet und hat keine negativen Implikationen auf die Umwelt und die Gesundheit von Mensch und Tier.
Wie die zuvor aufgelisteten Punkte zeigen, können wir mit dem SEAWATER Cube einen großen Beitrag dazu leisten, die Ziele der EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 zu erreichen. Glücklicherweise rücken die Themen und aktuellen Probleme rund um das Ökosystem Meer auch immer mehr ins Bewusstsein der Menschen. Wenn wir erkennen, dass wir selbst Verursacher dieser Probleme sind, ist das der erste Schritt auf dem Weg zur Wiederherstellung der Biodiversität. Im zweiten Schritt kann jeder einen Beitrag leisten. Start-ups und Unternehmen indem sie innovative Lösungen anbieten und Verbraucher, indem sie Ihr Konsumverhalten kritisch hinterfragen und auf umweltfreundliche Produkte umsteigen.
Detaillierte Informationen zur vollautomatisierten Fischzucht im Container?
Referenzen
- Food and Agricultural Organization of the United Nations (FAO)-The state of world fisheries and aquaculture, Rome (2018)
- European Inland Fisheries Advisory and Commission (EIFAC) Technical Paper 49 – Flow-through and Recirculation Systems. Report of the working group on terminology, format and units of measurement, Rome (1986)
- EU-Kommission, Naturschutz – Biodiversitätsstrategie der EU bis 2030: https://ec.europa.eu/info/law/better-regulation/have-your-say/initiatives/12096-EU-2030-Biodiversity-Strategy, abgerufen am 13.04.2021
- https://www.stiftung-meeresschutz.org/themen/fischerei/grundschleppnetze/, abgerufen 20.04.21
- https://www.wwf.de/themen-projekte/meere-kuesten/fischerei/ungewollter-beifang, abgerufen am 20.04.21
- Lebreton, L., Slat, B., Ferrari, F. et al. Evidence that the Great Pacific Garbage Patch is rapidly accumulating plastic. Sci Rep 8, 4666 (2018).
- https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/gewaesser/meere/nutzung-belastungen/eutrophierung#eutrophierung-was-bedeutet-das, abgerufen am 13.04.2021
- Umweltbundesamt, „Antibiotika und Antibiotikaresistenzen in der Umwelt“, Dessau-Roßlau (2018)
- Bildquelle: ©borisoff – stock.adobe.com