Fischzucht an Land versus Fischzucht im Meer
„Warum sind uns Fische so egal?“ – diese Frage stellt Reporter Hannes Jaenicke in der ZDF-Dokumentation „Im Einsatz für den Lachs“. Der Bericht und dessen Inhalte sind in den vergangenen Wochen sowohl in den Medien als auch in der Gesellschaft stark diskutiert worden. Aus unserer Sicht ein sehr wichtiges Thema, denn die Dokumentation zeigt, welche fatalen Folgen die Massentierhaltung in sogenannte Lachsfarmen in Netzkäfigen für die natürlichen Wildlachsbestände und das Ökosystem hat. Der Lachs ist weltweit einer der beliebtesten Speisefische, auf dessen Verzehr niemand so recht verzichten möchte. Aber immer weniger der Lachse, die auf unserem Teller landen, stammen aus Wildfang. Die Zucht in Aquakulturen könnte die Lösung sein, um beliebte Fischarten weiterhin in großen Mengen zu produzieren. Zwar sind die Überfischung der Meere und die Notwendigkeit von Fischzucht vielen Menschen bewusst, jedoch kennen die wenigsten die Vor- und Nachteile verschiedener Aquakultursysteme. Nachfolgend gehen wir näher auf die Unterschiede am Beispiel des Lachses ein.
Der Fischkonsum und dessen Folgen
Die Deutschen verzehren schätzungsweise mehr als 14 Kilogramm Fisch pro Jahr. Dabei zählen der Alaska-Seelachs und der Lachs zu den beliebtesten Speisefischen. Infolgedessen sind neben vielen anderen auch diese besonders gefährdeten Fischarten zum Massenprodukt geworden. In den Kühlregalen der Supermärkte ist der Lachs in allen möglichen Formen zu finden, egal ob im Ganzen, als frische Filets, geräuchert oder im Sushi. Jaenicke formuliert es ganz drastisch: „Das größte Problem ist unser unersättlicher Appetit auf Fisch.“ In Kanada, dem natürlichen Lebensraum der Lachse, haben sich die Bestände in den Gewässern stark reduziert. Früher konnten sich Einwohner, Bären und Seeadler von Hundertausenden Lachsen ernähren, das ist heute gar nicht mehr möglich, da die internationale Industrie jährlich mehrere Millionen Tonnen an Lachs nachfragt
Die Probleme der Netzkäfige
Grundsätzlich kann eine artgerechte und nachhaltige Zucht in Aquakultursystemen zur Schonung der natürlichen Bestände beitragen. Jedoch gibt es hinsichtlich der verschiedenen Zuchtmethoden enorme Unterschiede. Eine Beschreibung verschiedener Aquakulturformen ist in unserem Blogbeitrag „Offene Aquakulturen“ zu finden. Die ZDF Dokumentation nimmt speziell die Aufzucht von Lachsen in Norwegen in Netzkäfigen näher unter die Lupe. Netzgehege- oder Käfiganlagen sind in natürlichen Gewässern wie Teichen, Flüssen oder dem offenen Meer verankert. Zwar erleichtert die räumliche Begrenzung die Fütterung, Kontrolle und Abfischung, jedoch bringt diese Form der Aufzucht auch einige Probleme mit sich. Die Tiere werden auf engem Raum wenig artgerecht gezüchtet, gleichzeitig gelangen Stoffwechselprodukte der Fische, Futterreste und oftmals verabreichte Medikamente wie Antibiotika direkt ins umgebende Gewässer. Unter den Netzfarmen entstehen biologische Totzonen. Auch der Befall mit Viren und Parasiten ist aufgrund der hohen Besatzdichten und der mangelnden Strömung ein großes Problem in solchen Käfiganlagen. Auf engstem Raum entstehen Krankheiten und Deformationen bei den Tieren. Gestorbene Fische werden aus der großen Masse nicht abgefischt, sondern sinken zu Boden und belasten das Wasser dort als „Bakterienschleuder“. Betrachtet man diese Umstände genau, ist es höchst fraglich, ob Fisch aus solchen Anlagen überhaupt mit Appetit verzehrt werden kann.
Aquakultur geht auch umweltverträglich
Durch die Aufzucht von Fischen in Kreislaufanlagen an Land kann die Nachhaltigkeit deutlich gesteigert werden. Diese geschlossenen Systeme haben im Vergleich zu anderen Aquakulturformen enorme Vorteile:
- Vermeidung negativer Auswirkungen auf die Umwelt durch Abgeschlossenheit des Systemes,
- Energieersparnis durch effiziente Auslegung der Technik
- Wasserersparnis dank leistungsstarker Wasseraufbereitung und
- Entfernung von Futterresten, Exkremten sowie Stoffwechselprodukten durch mechanische und biologische Filter
- Ausreichend Lebensraum für die Tiere durch feste Besatzdichten, welche sich durch das vorhandene Wasservolumen ergeben stellen
- Absicherung des Tierwohls durch automatische Steuerung und permanentes Monitoring aller wichtigen Parameter
Diese Vorteile vereint auch der von uns entwickelte SEAWATER Cube, mit dem wir dazu beitragen möchten, die natürlichen Bestände zu schützen und eine nachhaltige, hochwertige und regionale Fischzucht unter kontrollierten Bedingungen zu ermöglichen. In unserer Anlage verzichten wir gänzlich auf den Einsatz von Maschinen, Medikamenten und Wachstumsförderern. SEAWATER Fish wächst mit ausreichend Platz in klarem Wasser auf. Sobald die Tiere marktreif sind, werden sie erst nach Eingang der Kundenbestellung frisch von Hand abgefischt. So garantieren wir sowohl eine schonende und bedarfsgerechte Entnahme aus dem Becken sowie eine außergewöhnliche Frische unserer Produkte und vermeiden Ausschuss gänzlich.
Qualität statt Quantität
Zusammenfassend können wir festhalten, dass auch beim Fischkonsum die Devise lauten muss „Weniger ist mehr, dafür in hoher Qualität“. Beim Griff zu Fischprodukten, sollte darauf geachtet werden, dass diese idealerweise aus verantwortungsvoll geführten und geschlossenen Kreislaufanlagen stammen. Zwar ist eine außergewöhnliche Qualität auch mit einem höheren Preis verbunden, jedoch können wir durch nachhaltigen, regionalen und bewussten Konsum nicht nur unsere Gesundheit, sondern auch unsere Erde schützen. Jeder Einzelne sollte seinen Beitrag zum Gesamterfolg leisten und wie geht es leichter, als hier beim Thema Essen anzufangen, welches uns tagtäglich begleitet.
Referenzen
— https://www.zdf.de/dokumentation/dokumentation-sonstige/hannes-jaenicke-im-einsatz-fuer-den-lachs-100.html, abgerufen am 08.07.2020
— https://www.aquakulturinfo.de/news/fischkonsum-deutschland, abgerufen am 08.07.2020
— https://www.oceancare.org/de/da-bleibt-einem-der-lachs-im-halse-stecken/, abgerufen am 08.07.2020