Rezirkulierende Aquakultursysteme (RAS)
Die Kultivierung von Fischen an Land wurde in den letzten Jahrhunderten stark optimiert. Insbesondere die geschlossene Kreislaufanlage (Englisch: recirculating aquaculture system, kurz: RAS) hat sich mittlerweile neben den traditionellen Aquakulturmethoden wie Teichsystemen, Netzkäfigen und Durchflusssystemen etabliert. Um einen konkreten Überblick zu den Unterschieden der beiden Methoden zu erhalten, werden nachfolgend zunächst die Merkmale technologisierter Kreislaufsysteme mit traditionellen Zuchtmethoden verglichen. Darüber hinaus wird anhand des SEAWATER Cubes der Aufbau einer innovativen geschlossenen Kreislaufanlage detailliert in den einzelnen Prozessschritten erklärt.
Traditionelle Aquakultur vs. hoch technologisierte Kreislaufsysteme
Vergleicht man extensiv bzw. semi-intensive Methoden wie Teichsysteme, Netzkäfige und Durchflusssysteme mit geschlossenen Kreislaufanlagen, so werden die Unterschiede mit Blick auf die nachfolgende Übersicht schnell klar. Ökologisch betrachtet sind die RAS klar im Vorteil und auch im Hinblick auf die Regionalität der Produktion und die Reduktion von Immissionen können diese Systeme punkten.
Aufbau einer geschlossenen Kreislaufanlage am Beispiel des SEAWATER Cubes
Der SEAWATER Kreislauf setzt sich als geschlossener Kreislauf zur Aufzucht von Fischen aus 10 entscheidenden Komponenten zur Wasseraufbereitung zusammen. Das Fischhaltebecken, der Trommelfilter, die Kreislaufpumpe und der Biofilter mit Belüftung durch den Kompressor befinden sich im Hauptkreislauf. Auch der Abschäumer mit Zugabe von Ozon durch den Ozongenerator, die CO2-Desorption und die Denitrifikation befinden sich im Hauptkreislauf, jedoch werden sie nur mit einem Teil des Wasserstroms beaufschlagt. Die Sedimentation befindet sich in einem Bypass des Trommelfilters und des Fischhaltebeckens.
- Das Fischhaltebecken ist vollständig mit Wasser befüllt und dient als Lebensraum für die Tiere. Darin werden Futter und Sauerstoff eingetragen. Zudem werden die Ausscheidungen der Fische (Fäzes, CO2, Ammoniak beziehungsweise Ammonium) durch den starken Strömungsverlauf des Wassers zur ersten Komponente der Wasseraufbereitung transportiert. Relevante und messbare Parameter sind unter anderem der Salzgehalt (bei Salzwasser-Aquakultur), die Temperatur, der pH-Wert und die Redox-Spannung sowie der Sauerstoffgehalt.
- Der Trommelfilter dient der Austragung von Feststoffen und Partikeln, die generell größer als 40µm sind (abhängig von der Maschenweite der Filtergaze).
- Das partikelbelastete Rückspülwasser wird zur Wasserrückgewinnung in die Sedimentation geführt. Dort setzen sich die Partikel am Boden ab. Dieser Schlamm wird gezielt aus dem System entfernt, wohingegen das geklärte Wasser im oberen Teil der Sedimentation ins System zurückgeführt wird.
- Die Kreislaufpumpe befördert das Wasser der Anlage vom Pumpensumpf, mit dem darin befindlichen Trommelfilter, in die Wasseraufbereitungskomponenten und generiert somit erst den notwendigen Durchfluss für die Wasseraufbereitung.
- Der Biofilter macht sich den biologischen Prozess der Nitrifikation zunutze, um das von den Fischen ausgeschiedene Ammoniak bzw. Ammonium zunächst zuNitrit und dann zu Nitrat umzuwandeln. Diese Aufgabe übernehmen autotrophe, aerobe Bakterien, welche durch Biofilmbildung an Kunststoffträgern (Carriern bzw. Filterpellets) haften.
- Für diesen Prozess wird Sauerstoff benötigt, welcher durch den Kompressor in die Filterkomponente befördert wird.
- Der Ozongenerator unterstützt den Prozess der Schaumbildung im nachfolgenden Schritt und begünstigt die Ablösung von Proteinen aus Partikeloberflächen.
- Der Abschäumer ist ein physikalisch arbeitendes Gerät, auch „Flotation“ oder „Proteinskimmer“ genannt. In diesem Prozessschritt werden in einem Gegenstromverfahren oberflächenaktive Eiweißverbindungen an die eingetragenen Luftblasen angehaftet. Dadurch wird eine Schaumbildung erzeugt. Der Schaum wird anschließend mit den an ihm haftenden ampholytischen Substanzen, Viren und Partikeln (z. B. Bakterien) ausgetragen. Damit werden im Abschäumer alle kleinen Partikel (< 40 µm) aus dem Wasser entfernt, die den Trommelfilter noch passieren konnten.
- Die CO2-Desorption ist eine Entgasungskomponente, um das von Fischen und Bakterien abgeschiedene Kohlenstoffdioxid aus dem Wasser zu entfernen. Zusätzlich dient die in der CO2-Desorption eingetragene Außenluft zur Kühlung des Wassers.
- Der anaerobe Biofilter, die Denitrifikation, arbeitet ebenfalls mit Bakterien und entsprechenden Carriern. Die Denitrifikation stellt dabei im Wesentlichen die Umwandlung von Nitrat zu elementarem Stickstoff (N2) dar und arbeitet nur bei geringen Sauerstoffkonzentrationen (circa < 0,1 mg/L; anaerobe Verhältnisse = unter Sauerstoffabschluss). Der Stickstoff wird in die Umgebungsluft abgegeben.
Betrachtet man abschließend nochmal die verschiedenen Systeme, so kann festgehalten werden, dass offene Aquakulturen wie beispielsweise Teichanlagen aufgrund der Biodiversität wahrscheinlich die „Idealvorstellung“ in den Köpfen der Verbraucher sind. Aufgrund des enormen Platzbedarfs ist mit diesen Zuchtmethoden jedoch keine nachhaltige Bestandserhöhung in Deutschland möglich. Problematisch sind außerdem die oft hohen Verluste, welche durch Krankheiten, klimatische Extrema oder fischfressende Tiere verursacht werden.
Der entscheidende Vorteil geschlossener Kreislaufanlagen ist die Unabhängigkeit von äußeren Einflüssen. Wo bisher vor allem Großanlagen Stand der Technik waren, entwickeln sich langsam alternative Konzepte. Der SEAWATER Cube ist ein Beispiel für ein modernes, kompaktes und standardisiertes Anlagensystem. Mit ihm ermöglichen wir die Produktion hochpreisiger Speisefische, welche kleine bis mittelständische Betriebe regional zum Verkauf anbieten können. Neben dem geringen Platzbedarf ist auch kein großer Bau- und Installationsaufwand für die Inbetriebnahme der Anlage notwendig. Mit innovativen Komponenten stellen wir stets eine sehr gute Wasserqualität in der Anlage sicher und können dadurch das Auftreten von Krankheiten stark reduzieren. Im SEAWATER Cube werden gänzlich auf den Einsatz von Antibiotika verzichtet und die wichtigen Bakterienkulturen in den biologischen Filter geschont. Zudem schaffen wir mit diesem System die Möglichkeit einer gläsernen Produktion, wodurch dem Verbraucher mehr Transparenz geboten und eine Nähe zum Produkt geschaffen wird.
Aquakultur ist der wachstumsstärkste Bereich der Lebensmittelproduktion. Die Investition in nachhaltige Fischzuchtmethoden lohnt sich, denn nur dadurch können die Weltmeere geschont und ein entscheidender Beitrag zum Schutz der natürlichen Bestände geleistet werden.
Referenzen
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