Ressourcenverbrauch der Tierzucht

Als Ver­brau­cher und Käu­fer sind wir in Deutsch­land vol­le Kühl­the­ken gewöhnt: ob Rind, Schwein, Geflü­gel oder Fisch, alles ist immer in rau­en Men­gen vor­han­den. Über­le­gen wir nun, wie vie­le Super­märk­te es in unse­rer Umge­bung gibt, so sum­miert sich die­ses Kon­sum­an­ge­bot schnell auf. Was man als Ver­brau­cher jedoch oft nicht bedenkt: Für das Wachs­tum der Tie­re sind enor­me Res­sour­cen erfor­der­lich. Logisch ist, je grö­ßer das Tier, des­to mehr Was­ser und Fut­ter­mit­tel wer­den benö­tigt. Aber Tie­re ver­wer­ten – genau­so wie wir Men­schen – nicht alles voll­stän­dig, was sie essen. Auf­grund der zuneh­men­den Was­ser­knapp­heit und dem stei­gen­den Pro­te­in­be­darf unse­rer rasant wach­sen­den Welt­be­völ­ke­rung (laut Pro­gno­sen leben im Jahr 2050 neun Mil­li­ar­den Men­schen auf der Erde) stellt sich in Bezug auf die für uns wich­ti­ge Deckung des Pro­te­in­be­dar­fes die Fra­ge, wel­ches Tier bei der Nut­zung natür­li­cher Res­sour­cen am effi­zi­en­tes­ten ist.

Um die­se Fra­gen zu beant­wor­ten stel­len wir einen Ver­gleich zwi­schen Fisch, Geflü­gel, Schwein und Rind an. Dabei unter­su­chen wir die Fut­ter­ver­wer­tung, den Was­ser­ver­brauch, den Flä­chen­be­darf, sowie die Belas­tung von Grund­was­ser und Luft bei der Pro­duk­ti­on von einem Kilo­gramm Pro­te­in. Wir set­zen die Ver­brauchs­da­ten von Mee­res­fisch aus Aqua­kul­tur als Basis und bezie­hen dar­auf die Anga­ben der ande­ren Tierarten.

Obwohl Fische in einem gro­ßen Was­ser­kör­per leben, zeigt sich, dass der Süß­was­ser­ver­brauch in der Fisch­zucht deut­lich gerin­ger ist, als bei ande­ren Tier­zuch­ten. Der Unter­schied kommt daher, dass in die­se Bilanz neben dem Umge­bungs- bzw. Trink­was­ser auch der Was­ser­ver­brauch bei der Fut­ter­pro­duk­ti­on ein­ge­rech­net wird. Je mehr Fut­ter ein Tier benö­tigt, umso grö­ßer ist auch der Wasserverbrauch.

Betrach­tet man den Fut­ter­be­darf, so ste­hen Fisch und Geflü­gel auf der glei­chen Stu­fe. Schwei­ne benö­ti­gen etwa dop­pelt so viel Fut­ter wie Fisch und Rin­der sogar vier Mal so viel, um an Kör­per­ge­wicht zuzu­le­gen. Dies kommt daher, dass Fische wech­sel­war­me Tie­re sind. Ihre Kör­per­tem­pe­ra­tur ent­spricht immer der Umge­bungs­tem­pe­ra­tur und sie benö­ti­gen die Nah­rung nicht zur Pro­duk­ti­on von Kör­per­wär­me. Die gesam­te Nah­rungs­en­er­gie wird somit in Bio­mas­se umge­wan­delt. Hüh­ner, Schwei­ne und Rin­der benö­ti­gen dem­ge­gen­über einen Teil des Fut­ters, um ihre Köper­tem­pe­ra­tur von ca. 39 °C auf­recht zu erhal­ten. Daher müs­sen sie in Sum­me wesent­lich mehr Fut­ter aufnehmen.

In Sachen Flä­chen­be­darf bei der Pro­duk­ti­on kann auf der glei­chen Flä­che theo­re­tisch mehr Fisch als jede ande­re tie­ri­sche Pro­te­in­quel­le pro­du­ziert wer­den. Dies kommt einer­seits daher, dass Fische Schwarm­tie­re sind und sich grund­sätz­lich auch bei hohen Besatz­dich­ten wohl füh­len. Zum ande­ren gilt es, den Flä­chen­be­darf für die Fut­ter­mit­tel­pro­duk­ti­on mit in die Bilanz ein­zu­be­zie­hen. Rund 80 % der welt­wei­ten Agrar­flä­chen wer­den für den Fut­ter­an­bau und das Wei­de­land zur Vieh­zucht ver­wen­det. Damit ist der Land­ver­brauch in der Vieh­hal­tung enorm und um ein Viel­fa­ches grö­ßer, als bei der Fischzucht.

Ande­re Res­sour­cen, die durch die Nah­rungs­mit­tel­pro­duk­ti­on beein­flusst wer­den, sind das Grund­was­ser und die Luft. Das Grund­was­ser wird dann belas­tet, wenn zu vie­le Tie­re auf zu engem Raum gehal­ten wer­den und dann über die Aus­schei­dun­gen der Tie­re, also Gül­le, wel­che auf dem Acker aus­ge­fah­ren wird, mehr Nähr­stof­fe in den Boden gelan­gen, als die­ser im natür­li­chen Kreis­lauf ver­trägt. Durch den somit erhöh­ten Nähr­stoff­ge­halt wird bei Regen beson­ders Stick­stoff aus dem Boden gelöst und gelangt in das Grund­was­ser. Die­ser Vor­gang wird auch als „Eutro­phie­rung“ bezeich­net. Die Luft wird auch durch die Vieh­zucht ver­schmutzt. Für die Emis­si­on kli­ma­schäd­li­cher Gase ist neben CO₂ vor allem das bei Wie­der­käu­ern (Rin­der) wäh­rend der Ver­dau­ung ent­ste­hen­de Methan ver­ant­wort­lich. Dane­ben trägt Ammo­ni­ak als Fol­ge der Gül­le­dün­gung zur Beein­träch­ti­gung der Luft­qua­li­tät bei.

In Anbe­tracht die­ser Zah­len kön­nen wir also die Fra­ge nach dem effi­zi­en­tes­ten tie­ri­schen Nah­rungs­mit­tel klar beant­wor­ten: Fisch hat bei der Pro­duk­ti­on im Ver­gleich zu allen ande­ren tie­ri­schen Pro­te­in­quel­len die gerings­ten Aus­wir­kun­gen auf die Umwelt. Aber auf die­ser Aus­sa­ge soll­te man sich nicht aus­ru­hen, denn auch bei der Fisch­zucht gibt es umwelt­schäd­li­che und umwelt­freund­li­che Sys­te­me (sie­he Blog­bei­trag). Wir haben den Anspruch, die Fisch­zucht so res­sour­cen­scho­nend und tier­ge­recht wie mög­lich zu gestal­ten. Der SEAWATER Cube als geschlos­se­nes Kreis­lauf­sys­tem erfüllt die­sen Anspruch. Mit Hil­fe von bio­lo­gi­schen und mecha­ni­schen Fil­ter­stu­fen wer­den in der Anla­ge mehr als 99 % des Was­sers recy­celt, nur ein gerin­ger Anteil der Rest­stof­fe wird noch als Schlamm aus­ge­tra­gen. Zusätz­lich ist die Füt­te­rung der Tie­re opti­miert und die Steue­rung sorgt dafür, dass nur so viel gefüt­tert wird, wie die Tie­re auch auf­neh­men kön­nen. Außer­dem haben wir für unse­re Fisch­ar­ten eine opti­ma­le Besatz­dich­te ermit­telt, bei wel­cher die Tie­re kei­nen Stress emp­fin­den und nicht krank wer­den und bei wel­cher gleich­zei­tig die Pro­duk­ti­on so effi­zi­ent wie mög­lich ist. Die­se liegt jedoch mit 65 kg/m³ deut­lich unter der in der Lite­ra­tur vor­ge­ge­be­nen tole­rier­ba­ren Besatz­dich­te von 100 kg/m³.

Letzt­lich soll­te sich jeder Ver­brau­cher die Fra­ge stel­len, wie viel Fleisch er wirk­lich in sei­ne Ernäh­rung ein­bau­en möch­te und wie das Ver­hält­nis der ver­schie­de­nen Tier­ar­ten mit Rück­sicht auf die Umwelt ver­än­dert wer­den kann. Wür­den wir unse­re Ess­ge­wohn­hei­ten umstel­len und zukünf­tig einen grö­ße­ren Anteil des Pro­te­in­be­dar­fes durch Fisch decken, könn­ten die frei­en Agrar­flä­chen zum Bei­spiel zum Anbau von Reis oder Kar­tof­feln ver­wen­det wer­den. So wür­de wert­vol­les Süß­was­ser ein­ge­spart und gleich­zei­tig könn­ten mehr Men­schen durch Pflan­zen ernährt wer­den können.

Refe­ren­zen

— Ernäh­rungs- und Land­wirt­schafts­or­ga­ni­sa­ti­on der Ver­ein­ten Natio­nen (FAO) Berich­te von 2006, 2010 und 2012
— Thü­nen Insti­tut für Markt­ana­ly­se, Gerd Hub­old und Rai­ner Klep­per, „Die Bedeu­tung von Fische­rei und Aqua­kul­tur für die glo­ba­le Ernäh­rungs­si­che­rung“, Thü­nen Working Paper 3, Braun­schweig, 2013
—  https://www.zeit.de/wirtschaft/2013–08/fleisch-konsum-ressourcen/, auf­ge­ru­fen am 29.09.2018
—  https://www.peta.de/weltwassertag, auf­ge­ru­fen am 07.03.2019
https://mobil.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/wwf_studie_wasserfussabdruck.pdf, auf­ge­ru­fen am 07.03.2019
https://www.welt.de/wissenschaft/article6012574/Ein-Kilo-Rindfleisch-kostet-15–000-Liter-Wasser.html, auf­ge­ru­fen am 07.03.2019
https://www.umweltbundesamt.de/daten/land-forstwirtschaft/beitrag-der-landwirtschaft-zu-den-treibhausgas#textpart‑1, auf­ge­ru­fen am 07.03.2019