Regional ist das neue Bio

Die Viel­falt und Men­gen an Lebens­mit­teln sind in Euro­pa kaum zu über­tref­fen. Wir leben im Über­fluss und alle benö­tig­ten Waren sind jeder­zeit ver­füg­bar und das in diver­sen Varia­tio­nen. Doch was steckt eigent­lich hin­ter die­sen unzäh­li­gen Pro­duk­ten, wo wer­den mei­ne Lebens­mit­tel pro­du­ziert und gibt es einen ver­läss­li­chen Indi­ka­tor für gute Qua­li­tät? Die­sen wich­ti­gen Fra­gen sind wir auf die Spur gegan­gen und haben her­aus­ge­fun­den, wo Ver­brau­cher idea­ler­wei­se ihre Lebens­mit­tel ein­kau­fen, um zukünf­tig eine höhe­re Trans­pa­renz über die Her­kunft zu haben und gleich­zei­tig kli­ma­freund­li­cher zu konsumieren.

In Euro­pa sind die Deut­schen an der Spit­ze, was Bio-Lebens­mit­tel angeht. Im Super­markt stel­len sich vie­le Ver­brau­cher jedoch u.a.  fol­gen­de Fragen:

„Greife ich zur Bio-Tomate aus Spanien oder doch lieber zum Produkt aus der Region ohne Siegel?“
„Ist es nachhaltig, Bio-Tomaten zu kaufen, die in Plastikboxen verpackt sind?“
„Was ist am besten für meine Gesundheit und die Umwelt?“

Quel­len: Spie­gel, smarticular

Sie­gel und Zer­ti­fi­ka­te sind ein belieb­ter Indi­ka­tor, um Pro­dukt­qua­li­tät und Her­kunft bes­ser ein­schät­zen zu kön­nen. Ein Bio­sie­gel ist für eini­ge Ver­brau­cher wich­tig, daher haben auch vie­le Super­märk­te und Dis­coun­ter ihr Ange­bot ent­spre­chend erwei­tert. Was vie­le jedoch nicht wis­sen: Eini­ge Land­wir­te pro­du­zie­ren zwar genau nach den Vor­ga­ben, die für ein Bio­sie­gel erfor­der­lich sind. Aller­dings sind Zer­ti­fi­zie­run­gen kos­ten- und zeit­in­ten­siv, daher scheu­en sich ins­be­son­de­re Land­wir­te mit klei­ne­ren Betrie­ben häu­fig davor. Trotz boo­men­der Nach­fra­ge nach Bio­obst und ‑gemü­se sta­gniert der Anteil öko­lo­gi­scher Anbau­flä­chen in Deutsch­land. Immer häu­fi­ger wer­den daher Lebens­mit­tel aus Regio­nen impor­tiert, in denen sie teil­wei­se ursprüng­lich gar nicht wach­sen, z. B. Toma­ten aus Gewächs­häu­sern an der tro­cke­nen Süd­küs­te Spa­ni­ens. Klein­bäu­er­li­che Bio­hö­fe, die ihre Mit­ar­bei­ter fair bezah­len und ver­ant­wor­tungs­voll mit der Natur umge­hen, exis­tie­ren dort nur selten.

Was könn­te also eine sinn­vol­le Alter­na­ti­ve sein? Wäre es nicht eine Mög­lich­keit direkt beim Bau­ern in der Nähe oder auf dem Wochen­markt ein­zu­kau­fen und sich per­sön­lich über die Pro­duk­te und Her­kunft der Erzeug­nis­se zu infor­mie­ren? Vie­le Ver­brau­cher haben sich bereits mit die­ser The­ma­tik aus­ein­an­der­ge­setzt und erkannt, dass „regio­nal“ das neue „bio“ sein könnte.

Was bedeutet bei Lebensmitteln „regional“?

Der Begriff „Regi­on“ ist gesetz­lich nicht geschützt und wird daher unter­schied­lich ver­wen­det. Ein regio­na­les Pro­dukt soll­te daher „aus der Regi­on für die Regi­on“ sein. Dann wird es inner­halb einer abge­grenz­ten Regi­on erzeugt, ver­ar­bei­tet und ver­mark­tet. Vie­le Men­schen ver­ste­hen unter ihrer Regi­on den Groß­raum um ihren Wohn­ort, zum Bei­spiel ihren Land­kreis, ihr Bun­des­land oder bestimm­te Natur­räu­me wie die Eifel, das Vogt­land oder den Taunus.

Quel­le: www.verbraucherzentrale.de

Beim Ein­kauf ist es für Ver­brau­cher jedoch rat­sam, die Eti­ket­ten oder Inter­net­sei­ten der Her­stel­ler genau zu prü­fen. In der Wer­bung wird ger­ne mit Regio­na­li­tät der Pro­duk­te gewor­ben, jedoch heißt das nicht zwangs­läu­fig, dass die Erzeug­nis­se auch tat­säch­lich aus Deutsch­land stam­men. Bei­spiels­wei­se kann das ursprüng­li­che Pro­dukt aus Über­see impor­tiert und anschlie­ßend „regio­nal“ in Deutsch­land ver­ar­bei­tet wer­den. Vie­le der­art bewor­be­ne Lebens­mit­tel haben bereits eine erheb­li­che Ent­fer­nung zurück­ge­legt und sind alles ande­res als regional.

Was spricht für regionale Produkte?
  1. Kur­ze Trans­port­we­ge und Ver­rin­ge­rung schäd­li­cher Treibhausgase
  2. Stär­kung der regio­na­len Land­wirt­schaft und Siche­rung von Arbeits­plät­zen in der loka­len Wirtschaft
  3. Wert­vol­le Infor­ma­tio­nen über die Lebens­mit­tel und Pro­duk­te direkt vom Erzeuger
  4. Erhalt wich­ti­ger Kul­tur­land­schaf­ten (z. B. Streu­obst­wie­sen, Wei­den und Felder)
  5. Unab­hän­gig­keit von glo­ba­len Han­dels­struk­tu­ren und Siche­rung der Ver­sor­gung in Krisenzeiten
  6. Regio­na­le Land­wirt­schaft ist erleb­bar. Kin­der ler­nen, wo Lebens­mit­tel her­kom­men und wel­chen Wert sie haben
Warum ist es so schwer, regional einzukaufen?

Regio­nal ein­kau­fen ist nur ein­ge­schränkt mög­lich, da ins­be­son­de­re Obst und Gemü­se über­wie­gend aus dem Aus­land impor­tiert wer­den. Das liegt u.a. dar­an, dass die Pro­duk­ti­ons­men­gen in Deutsch­land aktu­ell nicht aus­rei­chen. Außer­dem müs­sen Ver­brau­cher in Kauf neh­men, dass auf­grund sai­so­na­ler Unter­schie­de nicht immer alles, was wir im Super­markt erwar­ten, aus hei­mi­schem Anbau ver­füg­bar ist. Ein wei­te­rer Gesichts­punkt ist, dass es im Ver­gleich zu Bio-Pro­duk­ten der­zeit kaum Koope­ra­tio­nen oder Part­ner­schaf­ten zwi­schen dem Han­del und regio­na­len Erzeu­gern gibt. Die ent­spre­chen­de Ver­mark­tungs­struk­tu­ren sind daher noch wenig vor­han­den und müs­sen zuerst noch geschaf­fen bzw. erwei­tert werden.

Ist Bio immer besser?

Die meis­ten Lebens­mit­tel sind mitt­ler­wei­le als Bio-Vari­an­te ver­füg­bar, somit liegt die Ent­schei­dung bei den Ver­brau­chern, zu wel­chen Pro­duk­ten sie grei­fen möch­ten. Nicht nur Obst, Gemü­se und Fleisch sind in Bio­qua­li­tät erhält­lich, son­dern bei­spiels­wei­se auch Fisch. Hier lohnt sich ein ganz genau­er Blick, denn Bio­fi­sch kann bei­spiels­wei­se auch in Netz­ge­he­gen gezüch­tet wer­den und schwimmt dann im glei­chen Was­ser und gibt auch die Aus­schei­dun­gen und Fut­ter­res­te unge­fil­tert in die Umge­bung ab, so wie die „Stan­dard­qua­li­tät“. Die Unter­schie­de: Die Besatz­dich­te ist gerin­ger und die Fische „wer­den zum Bei­spiel mit Fisch­mehl und ‑öl aus Res­ten der öko­lo­gi­schen Fisch­ver­ar­bei­tung gefüt­tert“. Frag­lich ist also, ob Bio­fi­sch tat­säch­lich bes­ser ist.

Welche Produkteigenschaften sind wirklich relevant für die Kaufentscheidung?

Dies wur­den im Rah­men einer Stu­die der Zühls­dorf + Part­ner Mar­ke­ting­be­ra­tung ermit­telt. Mit rund 94% Zustim­mung wur­de als mit Abstand wich­tigs­te Pro­duk­tei­gen­schaft die „Fri­sche“ genannt. Dar­auf fol­gen an zwei­ter Stel­le mit 79% bei tie­ri­schen Pro­duk­ten die Erkenn­bar­keit der „tier­freund­li­chen Hal­tung“ sowie der „Geschmack“ des Pro­duk­tes an Posi­ti­on drei mit 78%. Für zwei Drit­tel der Befrag­ten sind „Umwelt­freund­lich­keit“ und „Regio­na­li­tät“ der Pro­duk­ti­on des Lebens­mit­tels von hoher bzw. sehr hoher Rele­vanz. Eine aus­ge­wie­se­ne „Bio­qua­li­tät“ stellt nach wie vor ein wich­ti­ges Kauf­ent­schei­dungs­kri­te­ri­um dar, rückt aller­dings gegen­über den ande­ren Pro­duk­tei­gen­schaf­ten deut­lich in den Hintergrund.

Die Zukunft regionaler Produkte

Einer Stu­die des Bun­des­pro­gramms Öko­lo­gi­scher Land­bau und ande­re For­men nach­hal­ti­ger Land­wirt­schaft (BÖLN) zufol­ge sind über die Hälf­te der Deut­schen bereit, höhe­re Prei­se für Lebens­mit­tel zu bezah­len, die in der eige­nen Regi­on pro­du­ziert wur­den. Im Lebens­mit­tel­ein­zel­han­del sind soge­nann­te „Regio­nal­mar­ken“ auf dem Vor­marsch, die stark an die bekann­ten Bio­sie­gel erin­nern. Jedoch ist auch hier die Glaub­wür­dig­keit genau zu prü­fen, da die Kri­te­ri­en sehr unter­schied­lich sind. Zudem bil­den sich in ganz Deutsch­land ver­mehrt Initia­ti­ven, um land­wirt­schaft­li­che Pro­duk­te lokal oder regio­nal zu ver­mark­ten. Außer­dem hat die Bun­des­ver­ei­ni­gung der Erzeu­ger­or­ga­ni­sa­tio­nen Obst und Gemü­se (BVEO) das Logo „Geern­tet in Deutsch­land“ ent­wi­ckelt, um Obst und Gemü­se aus hei­mi­scher Pro­duk­ti­on im Han­del noch bes­ser sicht­bar zu machen.

Wer aller­dings sicher gehen möch­te, dass die eige­nen Lebens­mit­tel auch tat­säch­lich in der Nähe ange­baut bzw. pro­du­ziert wer­den, soll­te auf den regio­na­len Ein­kauf bei Direkt­ver­mark­tern set­zen. Das kön­nen z. B. Hof­lä­den, Wochen­märk­te oder auch der Werks­ver­kauf sein. Nicht nur Obst, Gemü­se und Fleisch kön­nen direkt vom Erzeu­ger gekauft wer­den, son­dern auch Fisch. So ver­kau­fen wir bei­spiels­wei­se unse­ren regio­nal pro­du­zier­ten SEAWATER Fish auf Vor­be­stel­lung über unse­ren eige­nen Online­shop und bie­ten unse­ren Kun­den die Mög­lich­keit, den Fisch direkt bei uns im Werks­ver­kauf abzu­ho­len. Das Bes­te dar­an ist, dass man bei der Abho­lung auch gleich einen Blick in den SEAWATER Cube wer­fen kann, in denen der Fisch art­ge­recht sowie ohne den Ein­satz von Anti­bio­ti­ka oder Wachs­tums­för­de­rern auf­wächst. Der SEAWATER Cube als kom­pak­te und voll­au­to­ma­ti­sier­te Fisch­zucht­an­la­ge kann bei­spiels­wei­se von Land­wir­ten oder Inves­to­ren erwor­ben wer­den, die eine regio­na­le Ver­sor­gung mit fri­schem Fisch auf­bau­en möch­ten. Dafür gibt es ganz unter­schied­li­che Mög­lich­kei­ten, bei­spiels­wei­se als zusätz­li­ches Geschäfts­mo­dell zur bestehen­den Vieh­zucht in länd­li­chen Regio­nen oder als gro­ßes Urban Far­ming Pro­jekt zur regio­na­len Fisch­pro­duk­ti­on in der Stadt.

Wir haben die Wich­tig­keit regio­na­ler Pro­duk­te erkannt und möch­ten die Zukunft mit unse­rer Visi­on einer dezen­tra­len Fisch­ver­sor­gung mitgestalten. 

Refe­ren­zen

— Bild­quel­le: SEAWATER Cubes
— https://www.bzfe.de/nachhaltiger-konsum/einkaufsorte-finden/direktvermarktung/
—  https://www.bzfe.de/nachhaltiger-konsum/orientierung-beim-einkauf/regional-einkaufen/
— https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/kennzeichnung-und-inhaltsstoffe/regionale-lebensmittel-11403
— https://www.smarticular.net/bio-oder-regional-unterschied-nachhaltiger-konsum/
— https://www.br.de/radio/bayern1/regionale-lebensmittel-106.html
— https://www.spiegel.de/wissenschaft/uebermorgen/bio-industrie-sind-regionale-bio-lebensmittel-nachhaltiger-a-1082571.html
— https://www.oekolandbau.de/bildung-und-beratung/lehrmaterialien/allgemein-bildende-schulen/wissen/bio-tierhaltung/fischhaltung-und-wildfisch/
— Ver­mark­tungs­be­richt: Fisch aus Aqua­kul­tur, htw saar