Offene Aquakulturen
Die Aquakulturbranche steckt im Wandel. Die Nachfrage nach Fisch wächst rasant. Der Pro-Kopf-Verbrauch hat sich in den letzten fünf Jahrzehnten verdoppelt. Klassische Aquakultur, wie sie vor etwa 3000 Jahren betrieben wurde, ist heute in Anbetracht einer Weltbevölkerung von derzeit etwa 8 Milliarden Menschen nicht effizient genug. Daher entwickelten und entwickeln sich unterschiedliche Systeme, um die Effizienz der Aquakultur zu steigern: Teichsysteme (pond culture), Netzkäfige (net pen culture), Durchflusssysteme (raceways) und geschlossene Kreislaufanlagen (recirculating aquaculture system, RAS).
Das Teichsystem (pond culture) — siehe Bild links — ist dabei die technisch am wenigsten aufwendige Methode. Daher ist diese Art weltweit am weitesten verbreitet. Häufig sind Teichsysteme Familienbetriebe, können aber auch großkommerziellen Stil erreichen. In Europa sind diese Teiche meist künstlich angelegt und besitzen einen regulierbaren Wasserzu- und Ablauf. Der Frischwasserbedarf ist aufgrund geringer Besatzdichten vergleichsweise gering. Teichsysteme werden daher extensiv bewirtschaftet, sodass natürlich vorkommende Pflanzen und Tiere sowohl die Wasserqualität aufrechterhalten, als auch genügend Nahrung zur Verfügung stellen. Ideal für Teichsysteme sind Fischarten, die sehr gut mit stehenden Gewässern zurechtkommen: Karpfen, Zander und Hecht. Wird dennoch zugefüttert, häufig mit Getreide, kann ein erhöhter Wasseraustausch oder ein aktives Belüften des Wassers zur Sauerstoffversorgung notwendig werden.
Der Netzkäfig (net pen culture) — siehe Bild mitte — wird in natürlichen Gewässern verankert und bildet einen klar abgegrenzten Lebensraum innerhalb eines Teiches, Flusses oder Meeres in dem die Fische gehalten werden. Durch die Abgrenzung ist die Fütterung, Kontrolle und Ernte im Vergleich zum herkömmlichen Fang deutlich erleichtert. Netzkäfige haben allerdings einen großen Einfluss auf das umliegende Ökosystem, da unverwertetes Futter sowie die Stoffwechselprodukte der Fische unmittelbar in die Umgebung gelangen. Besonders brisant ist dieser Umstand, da Netzkäfige intensiv bewirtschaftet werden und daher viele Tiere mit hohem Fütterungsbedarf auf vergleichsweise konzentrierten Raum gehalten werden. Die Größe solcher Netzkäfige reicht von kleinen Systemen, die 10–150 Kubikmeter Wasser umschließen und typisch für den asiatischen Raum sind bis hin zu typisch norwegischen Lachsfarmen mit bis zu 40.000 Kubikmetern. Besonders typisch für diese Systemart sind Salzwasserfischarten: Dorade, Kabeljau, Lachs, Pangasius, Tilapia oder Wolfsbarsch.
Durchflusssysteme (raceways) — siehe Bild rechts — bestehen aus mehreren hintereinander angeordneten Becken oder Rinnen, durch die ein kontrollierter Wasserstrom geleitet wird. Die Becken sind so konstruiert, dass durch den Wasserstrom Fischarten gehalten werden können, die an fließende Gewässer angepasst sind: Forelle, Wolfsbarsch oder Tilapia. Die Bewirtschaftung erfolgt, bedingt durch den hohen Frischwasserzulauf, intensiv und mit relativ hohen Besatzdichten. Hieraus ergeben sich hohe Lasten an Stoffwechselprodukten im Abwasser, welches deshalb vor der Rückführung in natürliche Gewässer vorbehandelt werden muss. Der technische Aufwand ist unter den bisherigen Aquakultursystemen damit der höchste.
Das technisch anspruchsvollste Aquakultursystem ist die geschlossene Kreislaufanlage (recirculating aquaculture system, RAS). In einem RAS wird das Wasser innerhalb eines von der Umwelt entkoppelten Kreislaufes durch mechanische und biologische Filtersysteme kontinuierlich aufbereitet, sodass dem Fisch durchgehend optimale Wasserparameter zur Verfügung stehen. Geschlossene Systeme sind aufgrund des hohen technologischen und energetischen Aufwandes meist kostenintensiver. Aus diesem Kostendruck resultieren hauptsächlich Einzel- bzw. Großanlagen. Der unschlagbarer Vorteil der RAS liegt in der standortunabhängigen Produktion (kein natürliches Gewässer notwendig) und ihrem minimalen Einfluss auf die Umwelt (geschlossenes System). Gleichzeitig können durch die hohe Wasserqualität hohe Besatzdichten realisiert werden, ohne das Tierwohl aus dem Auge zu verlieren.
Auch der SEAWATER Cube stellt eine geschlossene Kreislaufanlage mit all ihren Vorteilen dar. Zusätzlich handelt es sich um standardisierte Kleinanlagen mit regionalem Charakter.
Referenzen
— FAO (Food and Agriculture Organisation of The United Nations), 2016. The State Of World Fisheries and Aquaculture. Rome
— Greenpeace https://www.greenpeace.de/themen/meere/welche-aquakulturmethoden-gibt-es (Stand 21.02.2018)
— Timmons, M.B. & Ebeling, J.M., 2010. Recirculating Aquaculture. 2nd ed. New York: Cayagua Aqua Ventures
Bildquellen
Courtesy of FAO Aquaculture Photo Library