Fischfutter in der Aquakultur
Viele Haustierliebhaber und Aquarianer wissen, dass auch bei Tieren gilt: „Du bist, was du isst“. Daher spielt das in der Fischzucht verwendete Futter eine entscheidende Rolle für das Endprodukt, welches bei den Verbrauchern auf dem Teller landet. In den letzten Jahren haben viele negative Schlagzeilen über gesundheitsschädliche Futterzusätze (z.B. Ethoxyquin) und die wenig nachhaltige Verarbeitung von wild gefangenen Fischen zu Fischmehl und Fischöl die Presse beherrscht. Doch mittlerweile findet sowohl bei Herstellern als auch bei Verwendern von Fischfutter ein Umdenken hin zu umweltfreundlichen Alternativen statt. Daher beschäftigen wir uns in diesem Blogbeitrag mit den Fragen, welches Futter Fische überhaupt benötigen, wie man auf eine ausgewogene Ernährung der Tiere achtet und wie man deren Gesundheit, Wohlbefinden und Wachstum fördert?
Zunächst ist in der Aquakultur vor allem die Futtergröße entscheidend. Je kleiner die Fische, desto kleiner sollte auch die Tiernahrung sein, damit der Fisch das Futter gut aufnehmen und verarbeiten kann. Daher wird das Futter in der Fischzucht hauptsächlich als Trockensubstanz in Form von Pellets oder Granulat verfüttert. Diese werden in 25 kg Säcken oder in Big Bags (600 kg) verfüllt und sind dann sowohl im Transport einfach zu handhaben als auch gut lagerfähig. Um eine ausgewogene Ernährung der Fische sicherzustellen, sind in Fischfutter Vitamine und Getreide enthalten. Daneben benötigen Fische einen hohen Anteil an Eiweiß im Futter, damit sie Muskelmasse aufbauen können. Die meisten Speisefische sind dabei karnivore Tiere. Das bedeutet sie sind Fleischfresser und benötigen in ihrer Ernährung hauptsächlich tierische Proteine. Dieses werden bisher vor allem durch den Einsatz von Fischmehl und ‑öl gewährleistet, welche aus dem Fang und der Verarbeitung von Wildfischen gewonnen werden. Fischmehl hat dabei mit rund 60 Prozent einen sehr hohen Proteinanteil. Als nachhaltig ist die alleinige Verwendung von Fischmehl und Fischöl in der Futtermittelherstellung allerdings nicht zu betrachten, insbesondere da seit 1970 die Aquakultur der am schnellsten wachsende Zweig der globalen Ernährungswirtschaft ist. Umso mehr Fisch produziert werden soll, desto mehr muss theoretisch gefangen und zu Futter verarbeitet werden. Dies reduziert die Wildbestände im Meer erheblich. Daher ist das Ziel, zunehmend nachhaltige Futtermittel zu entwickeln und die tierischen Anteile aus gefährdeten Beständen durch andere Komponenten zu ersetzen. Doch woran erkennt man, dass der gekaufte Fisch nachhaltig gefüttert wurde?
Umweltfreundliche Fischzuchten sind an den Bio-Siegeln „Naturland“, „Bioland“, „ASC“ und weiteren erkennbar. Diese sogenannten Nachhaltigkeitszertifikate zeigen dem Verbraucher, dass die Verpflichtungen von Sozial‑, Umwelt- oder Nachhaltigkeitsstandards eingehalten wurden. Für das Fischfutter bedeutet dies: strenge Kontrolle hinsichtlich unerwünschter Stoffe, Rohwaren aus nachhaltiger Herkunft und von zertifizierten Lieferanten sowie Fischmehl und ‑öl aus ungefährdeten und stabilen Beständen. In Zukunft soll der Einsatz von Fischmehl und ‑öl durch den Einsatz alternativer Inhaltsstoffe weiter reduziert werden. Verschiedene Futtermittelhersteller und Forschergruppen untersuchen dazu Insekten und verschiedene Pflanzen wie Soja und Raps als potenzielle Eiweißquellen im Fischfutter. Relevant ist dabei maßgeblich der Einsatz von nicht genmanipulierten Nahrungsmitteln, sowie die Nutzung von Pflanzen aus der Region, wodurch Transportwege erheblich reduziert werden können. Ebenso sind Schlachtabfälle bzw. Abfälle aus der Lebensmittelverarbeitung eine alternative Proteinquelle für Zuchtfische. Eine weitere Möglichkeit bietet der komplette Umstieg der Zucht auf allesfressende Fische. Diese Arten kommen ohne einen hohen Anteil von tierischem Eiweiß aus und weisen somit ein kleineres Fish-In/Fish-Out-Verhältnis auf. Dieser Quotient gibt an, wie viel Kilogramm Fisch eingesetzt werden muss, um ein Kilogramm an Fisch-Biomasse dazuzugewinnen. Während Lachs circa 3 kg benötigt, braucht Thunfisch gut 20 kg (!) an tierischem Protein, um den gleichen Massezuwachs zu realisieren.
Der Wolfsbarsch in unserer Anlage hat eine sehr gute Futterverwertung. Der Futterkoeffizient liegt im Durchschnitt bei 1,3. Das bedeutet, unsere Fische müssen nur 1,3 kg Futter aufnehmen, um 1 kg anzuwachsen. Diese Bilanz ist im Vergleich zu anderen Fischarten als sehr positiv zu betrachten und wird neben der Verwendung von hochwertigem Futter vor allem durch unsere Automatisierung unterstützt. In dieser ist ein Modell hinterlegt, welches auf unserer Forschungsarbeit in den letzten Jahren basiert. Das Modell erlaubt der Steuerungssoftware im SEAWATER Cube, das Wachstum der Fische optimal zu gestalten. So wachsen die Wolfsbarsche innerhalb eines Jahres von drei auf etwa 350 Gramm an.
Es bleibt abzuwarten, ob künftig komplett auf den Einsatz von Fischmehl und ‑öl als Futterquelle verzichtet werden kann, denn letztlich liefern diese Stoffe einen der Gründe, warum wir Fisch essen: die gesunden Omega-3-Fettsäuren. Die neuesten Erkenntnisse aus der Forschung sowie technologische Entwicklungen lassen jedoch vermuten, dass die Zusammensetzung von Fischfutter künftig wesentlich nachhaltiger gestaltet werden kann.
Referenzen
— https://www.aller-aqua.com/de, aufgerufen am 18. Februar 2019
— mya: Interview: „Die Aquakultur steht zu Unrecht in der Kritik“. ONLINE Plus, 26.10.2015 (https://www.ernaehrungs-umschau.de/online-plus/26–10-2015-die-aquakultur-steht-zu-unrecht-in-der-kritik/407323/, aufgerufen am 18. Februar 2019)
— „Die Zukunft der Fische – die Fischerei der Zukunft“ , maribus gGmbH, Hamburg, 2013 (https://worldoceanreview.com/wp-content/downloads/wor2/WOR2_Kapitel_4.pdf, aufgerufen am 18. Februar 2019)
— „Wege zur schonenden Aquakultur“ (https://worldoceanreview.com/wor‑2/aquakultur/umweltbewusste-aquakultur/, aufgerufen am 29. März 2019)
— Maximo: „Aquarium Fischfutter Vergleich: welches Fischfutter für dein Aquarium?“ (https://aquarium-fische-pflanzen.de/fischfutter-vergleich-welches-fischfutter-im-aquarium, aufgerufen am 19. Februar 2019)
— Petra Schäfer: „Aquafarming“, ZEIT ONLINE, 27. Mai 2010 (https://www.zeit.de/2010/22/E‑Aquakultur-Fischfarm, aufgerufen am 19. Februar 2019)
— WWF: „Ist Aquakultur die Lösung?“, 17.September 2018 (https://www.wwf.de/themen-projekte/meere-kuesten/fischerei/nachhaltige-fischerei/aquakulturen/, aufgerufen am 19. Februar 2019)
— Im Gespräch mit Prof. Dr. Ulfert Focken: „Futter für die Zuchtfische“ (https://www.thuenen.de/de/thema/weltshyernaehrung-und-globale-ressourcen/chancen-und-grenzen-der-aquakultur/futter-fuer-die-zuchtfische/, aufgerufen am 19. Februar 2019)
— Nadja Podbregar: „Aquakultur: Insekten statt Fischmehl“, natur.de, 20. April 2017 (https://www.wissenschaft.de/umwelt-natur/aquakultur-insekten-statt-fischmehl/, aufgerufen am 19. Februar 2019)
— Udo Pollmer: „Was Fischkonsum wirklich gefährlich macht“, https://www.deutschlandfunkkultur.de/ethoxyquin-wuermer-co-was-fischkonsum-wirklich-gefaehrlich.993.de.html?dram:article_id=391080, aufgerufen am 09. April 2019
— Nadja Ziebarth: Aquakultur – ja, aber bitteschön nur nachhaltig!“ https://www.bund.net/meere/belastungen/fischerei/aquakultur/, aufgerufen am 09. April 2019