Fische bald frisch vom Bauernhof?
Die Gründer wollen es mit einer Containerlösung Landwirten ermöglichen, sich ein zweites Standbein aufzubauen.
SR | 20.10.2018
Meeresfische aus dem Saarland? Da denken viele erst einmal an die Zuchtanlage in Völklingen und ihre turbulente Geschichte. Ein gänzlich anderes Konzept verfolgen die Macher von Seawater Cubes aus Saarbrücken. Die Gründer, drei Studenten der htw saar, wollen es mit einer Containerlösung Landwirten ermöglichen, sich ein zweites Standbein aufzubauen.
„Richtig mit dem Bau angefangen haben wir im Februar“, sagt Carolin Ackermann. Zusammen mit Christian Steinbach und Kai Wagner hat sie Seawater Cubes gegründet und einen Prototyp der Anlage im Ausbesserungswerk Saarbrücken-Burbach aufgebaut. Nächste Woche beziehen die ersten 7000 Setzlinge ihr neues Zuhause. „Wir werden als erstes Wolfsbarsche in die Anlage einsetzen“, so Ackermann. Auch für Dorade ist die Anlage technisch schon geeignet, weitere Fischarten und Black Tiger Garnelen sollen folgen.
Kompaktes Konzept
Traditionelle Fischzucht erfordert viel Platz und ist mit umfangreichen Planungen und hohen Investitionen verbunden. Der Seawater Cube soll der genaue Gegenentwurf dazu sein: Kompakt, standardisiert und weitgehend automatisiert passt die neue Anlage in drei Schiffscontainer hinein, die nur 100 Quadratmeter Platz benötigen.
Frischer Meeresfisch, lokal und nachhaltig produziert: Auf diese Idee für diese neue Form der Zucht kamen die drei Studenten während ihrer Arbeit im Labor Aquakultur der htw saar, weil sich Landwirte mit entsprechenden Anfragen an die Hochschule gewandt hatten. „Eigentlich haben wir unser Produkt daraufhin entwickelt“, so Ackermann. In zahlreichen Projekten eigneten sie sich umfassendes Wissen über die Fischzucht und hochtechnische, geschlossene Kreislaufsysteme an und starteten, unterstützt von der EXIST-Forschungstransfer-Förderung, im Oktober 2017 das Projekt „ocean[cube]“. Daraus entstand dann knapp ein Jahr später die Seawater Cubes GmbH.
Interessenten aus Homburg und Saarwellingen
„Diesen Schritt sind wir gegangen, um neben dem Prototypenbetrieb bereits den Vertrieb für unseren Cube aufzubauen und erste Kontakte mit potenziellen Kunden knüpfen zu können“, sagt Ackermann. „Unser Ziel ist es, nächstes Jahr im Sommer den ersten Auftrag zu erhalten und auszuführen.“ Die erste externe Anlage wird nach derzeitigem Stand in Köln aufgebaut werden, aber auch Landwirte aus Homburg und Saarwellingen sowie Unternehmer haben bereits Interesse bekundet. Etwa 130 Seawater Cubes will das junge Gründerteam in den nächsten zehn Jahren in Deutschland aufbauen, dazu 100 im Ausland.
Interessenten können den Burbacher Prototyp im Dezember besichtigen, ein Modell wird außerdem auf der Messe „EuroTier“ in Hannover gezeigt. Für Sommer 2019, wenn die Wolfsbarsche ausgewachsen sind, plant das Unternehmen einen Tag der offenen Tür.
SR | Redaktion |