Intelligente Beleuchtung von Kreislaufanlagen
Während Aquakulturanlagen in natürlichen Umgebungen, wie zum Beispiel Netzgehegen oder Teichwirtschaften, vom Tageslicht abhängig sind, sind geschlossene Kreislaufanlagen meist in Gebäuden oder vergleichbaren Umhausungen untergebracht. Daher stellt sich dort die Frage der Beleuchtung. Neben der Auswahl einer geeigneten Leuchte ist dabei auch die entsprechende Steuerung ein spannendes Thema. Schließlich wurde ein Zusammenhang zwischen der Entwicklung des Fischs in Abhängigkeit des Umgebungslichts schon oft durch die Wissenschaft untersucht und bestätigt.
Anforderungen an die Beleuchtung
Um eine geeignete Leuchte auszuwählen, ist es wichtig zu verstehen, wie sich Licht unter Wasser verhält. Dabei lässt sich nur schwer eine allgemeine Antwort finden. Genaue Aussagen sind meist nur durch Messungen vor Ort möglich. Für das Verhalten von Licht spielen einige Parameter eine große Rolle, wie zum Beispiel der Salzgehalt, das Vorhandensein von kleinen Partikeln wie Plankton, ob man in Nähe zur Küste ist und einiges mehr.
Pauschal lässt sich allerdings sagen, dass die Helligkeit unter Wasser relativ schnell abnimmt. So liegt die Helligkeit nach zehn Metern Wassertiefe bereits nur noch bei etwa 50%. Ab einer Tiefe von 60 Metern ist davon auszugehen, dass kein Tageslicht mehr vorhanden ist. Das hat mehrere Ursachen: Zum einen wird ein Teil des Lichts bereits an der Wasseroberfläche reflektiert, sodass es gar nicht mehr unter Wasser ankommt. Außerdem wirkt Wasser wie eine Art Filter. So werden die unterschiedlichen Farbspektren des Tageslichts quasi geschluckt. Der Rotanteil ist dabei bereits nach ungefähr zehn Metern nicht mehr vorhanden. Der Blauanteil hält am längsten durch, selbst bei 30 Metern Tiefe ist er noch messbar. Das erklärt allerdings auch, warum Unterwasserbilder natürlicherweise einen hohen Blaustich haben.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Steuerung der Beleuchtung. Durch entsprechende Dimmvorgänge der Leuchten ist es möglich, eine Dämmerung nachzubilden. Die Dimmfunktion ist aus dem Grund wichtig, da ein plötzliches Ein- und Ausschalten des Lichts die Tiere verschreckt und Stress auslösen kann. Fische befinden sich in dunklen Zeiten nämlich in einer Nachtruhe. Sie fahren in dieser Zeit zum Energiesparen ihren Stoffwechsel herunter und reduzieren Atmung und Herzschlag. Durch ein langsames Auf- und Abdimmen der Leuchten können sich Fische entspannt in diesem Zustand ein- und auspendeln, Stress wird vermieden.
Beleuchtung in Abhängigkeit der Fischart
Selbstverständlich besteht ein großer Unterschied zwischen dem Licht einer Leuchte und dem Tageslicht. Letzteres zu 100% mit einer künstlichen Beleuchtung nachzubilden, ist kaum möglich. Das ist für die Aufzucht von Fischen aber auch nicht unbedingt notwendig. Interessant ist es daher, sich den natürlichen Lebensraum der Fischart anzuschauen, die man in der eigenen Anlage halten möchte und die Beleuchtung in Abhängigkeit der Fischart anzupassen.
Der europäische Wolfsbarsch beispielsweise lebt im offenen Meer in einer Tiefe von 10 bis 100 Metern. Sein Jagdgebiet liegt allerdings in Küstennähe. Es ist daher davon auszugehen, dass er relativ flexibel ist, was die Helligkeit unter Wasser betrifft. Für die Aufzucht des Wolfsbarsches in Kreislaufanlagen ist es jedoch wichtig, auf einen hohen Blauanteil der Leuchten zu achten. Außerdem sollte für ihn ein Tag-Nacht-Rhythmus wie in der Natur nachgebildet werden.
Auswirkungen auf den Fisch
Selbstverständlich dient eine intelligente Beleuchtung in erster Linie dem Wohlbefinden des Fisches. Es ist allerdings nicht zu unterschätzen, welche weiteren Auswirkungen das Licht hinsichtlich Entwicklung und Wachstum auf den Fisch hat. Auch hierbei lässt sich keine wirklich pauschale Antwort geben, denn für jede Fischart gibt es Unterschiede bei Versuchsergebnissen.
Es hat sich jedoch in verschiedenen Untersuchungen gezeigt, dass weniger die allgemeine Helligkeit, sondern vielmehr die Beleuchtungsdauer eine wichtige Rolle spielt. Der europäische Wolfsbarsch entwickelt sich z.B. schneller und wächst besser, je länger die Phase der Beleuchtung ist. Wenn man den Fisch über einen langen Zeitraum in einem künstlichen Tageszyklus mit einer langen Lichtphase hält, hemmt dies die Geschlechtsreife des Fischs. Dadurch wird mehr Energie in das Wachstum gesteckt. Dies würde für eine möglichst lange Lichtphase in geschlossenen Aquakulturanlagen sprechen, um maximalen Output zu generieren.
Unsere eigenen Erfahrungen aus der Forschung und im Betrieb von Anlagen haben jedoch gezeigt, dass es für die Gesundheit der Fische und die Stabilität in der Aufzucht förderlich ist, dennoch eine gewisse Nachtphase einzustellen. Die Fische haben weniger Stress, wenn sie nicht Dauerlicht und Dauerfütterung ausgesetzt werden und sind somit gesünder. Außerdem haben die Filter in der Anlage in der inaktiven und fütterungsfreien Zeit die Möglichkeit, das Wasser richtig zu reinigen.
Umsetzung im SEAWATER Cube
Wir bei SEAWATER Cubes haben die Bedeutung einer intelligenten Beleuchtung erkannt und werden dies in unserer Anlage mit einem entsprechenden Konzept umsetzen. Deswegen binden wir die Beleuchtung als weiteren Teil in unsere Automatisierung ein. Die Lichtfarben unserer ausgewählten Lampen ähneln dem Tageslicht und haben einen entsprechend hohen Blauanteil. Außerdem sind sie dimmbar und werden über ein Bussystem an der SPS (Speicherprogrammierbaren Steuerung) angeschlossen. Über die Visualisierung der Anlage wird die Beleuchtung damit komplett einstellbar sein. So können die Uhrzeiten zum Ein- und Ausschalten ebenso festgelegt werden, wie die Dauer des Dimmvorgangs, um einen künstlichen Tageszyklus nachzubilden. Außerdem kann die maximale Helligkeit eingestellt werden.
Damit integrieren wir in unserer Anlage ein flexibles Beleuchtungssystem, das die jeweiligen Anforderungen erfüllen kann. Unser Anspruch ist es, dass der Fisch in unserer Anlage stressfrei, artgerecht und gesund aufwachsen kann.
Weiterführende Informationen
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Referenzen
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Karthiga R.,Ashokraj M. 2013. ‚Illuminance Estimation in Underwater using Color Constancy‘
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Gilles Boeuf, Pierre-Yves Le Bail. 1999. ‘Does light have an influence on fish growth?’, Aquaculture 177
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Manuel Carrillo, Ideal Begtashi, Lucinda Rodríguez, Mari Carmen Marin, Silvia Zanuy. 2010. ‘Long photoperiod on sea cages delays timing of first spermiation and enhances growth in male European sea bass (Dicentrarchus labrax)’, Aquaculture 290
- Bildquelle: SEAWATER Cubes