Kohortenmodell
Schon im Mittelalter unterteilten Mönche ihre Karpfenteiche in unterschiedlich große Abschnitte. Auch heute wird die Trennung der Zuchtfische in sogenannte Kohorten noch angewendet. Doch wofür genau ist diese Unterteilung eigentlich gut?
Der Grundgedanke hinter dem Kohorten-Modell ist die Trennung der kleineren von den größeren Fischen. Gerade bei Raubfischen (karnivoren Tieren) verhindert man damit, dass die größeren Exemplare den kleineren das vorhandene Futter durch körperliche Überlegenheit wegschnappen oder sie sogar auffressen.
Heute, in der Zeit von hochmodernen, technischen (geschlossenen) Aquakultursystemen, treten noch weitere Gründe in den Vordergrund:
Produktionssicherheit
Standardmäßig geschieht die Trennung durch unterschiedlich große Rundtanks. Hier kann man die Tiere nicht nur räumlich, sondern meistens auch durch unabhängig arbeitende Wasserkreisläufe voneinander trennen. So ist im Krankheitsfall nur ein einzelner Tank mit seinem Besatz (Kohorte) betroffen und muss behandelt oder notgetötet werden. Die restlichen Kohorten in anderen Tanks bleiben unbeschadet.
Fütterung
Sowohl die Menge an Futter als auch die Größe der Futterpellets sind abhängig von der Größe und dem Gewicht der Tiere. Da die Fische nach Größe und Gewichtsklasse in die Kohorten eingeteilt werden, können diese sehr genau und ressourcenschonend mit der jeweils passenden Pelletgröße gefüttert werden.
Verfügbarkeit
Durch ein Kohorten-Modell stellt man auch eine kontinuierliche Produktion sicher. Unter den Kohorten ist immer eine dabei, in der die Tiere die Marktreife erreicht haben. Gleichzeitig sind in anderen Beckenabschnitten bereits neue Setzlinge eingesetzt, sodass über alle Bereiche hinweg ein kontinuierlicher Kreislauf aus Abfischen und Nachbesetzen entsteht.
Anlagenstabilität
Moderne Aquakulturanlagen arbeiten nicht mehr nur mit natürlichem Wasseraustausch (z.B. aus Meer oder Fluss), um das Wasser sauber zu halten. Heute kommt Filtertechnik (z.B. Trommelfilter, Biofilter, Denitrifikation, …) zum Einsatz, um unverwertetes Futter und Ausscheidungen der Fische aus dem Wasser zu entfernen, ohne dabei die natürlichen Gewässer oder die Umwelt zu belasten. Diese Filter arbeiten dann besonders stabil und effizient, wenn sie jeden Tag etwa gleich viel zu tun haben. Durch die Kohorten und das damit entstehende Gleichgewicht aus Abfischen und Nachbesetzten ist immer etwa gleich viel Biomasse in der Anlage unterwegs. Das wiederum bedeutet, dass die Futtermenge pro Tag auch nur sehr wenig um den Durchschnittswert schwankt. Die Filter sind so ausgelegt, dass sie die dann durchschnittlich anfallenden Ausscheidungen und Reststoffe optimal und energieeffizient abbauen.
Im SEAWATER Cube arbeiten wir mit einem einzelnen großen Becken. Trotzdem sind in diesem drei Kohorten unterschiedlicher Größe durch Netzkonstruktionen abgetrennt. Da das Wachstum von Wolfsbarsch bis zu seinem Marktgewicht von etwa 400 Gramm ungefähr 12 Monate dauert, leben die Tiere einer Kohorte bei uns für jeweils 4 Monate in einem Beckenabschnitt. Danach werden sie maschinen- und berührungslos durch eine Schleuse in der Netzkonstruktion in den nächsten Bereich überführt.
Referenzen
— Meyer, S. et al.: „Konzeptstudie zur Nutzung der Synergieeffekte zwischen Industrieparks und Ernährungswirtschaft insbesondere der Aquakultur in der Region Unterelbe“; Gesellschaft für Marine Aquakultur (GMA) mbH
— Baer, J.; Göbel, S.; Rösch, R.: „Felchenaquakultur in Finnland“; Fischereiinformationen aus Baden-Württemberg, Rundbrief 2, Oktober 2012
— https://www.alimentarium.org/de/wissen/geschichte-der-aquakultur, aufgerufen am 24.04.2019