Wasserknappheit – Alternativen für Aquakultur und Landwirtschaft
Der Klimawandel schreitet immer weiter voran und die Auswirkungen sind mittlerweile deutlich spürbar. In Europa und auch in Deutschland breiten sich in den Sommermonaten verstärkt anhaltende Hitze, Trockenheit und Dürre aus. Gleichzeitig versuchen Landwirtschaft und Industrie, eine wachsende Produktion am Laufen zu halten – und benötigen hierfür große Mengen an Wasser. Dieses ist in Anbetracht der ökologischen Krise keine unendliche Ressource mehr. Verschiedene Studien prognostizieren, dass die Grundwasserspiegel weltweit weiter fallen und Wasserknappheit zu einer realen Bedrohung der Menschheit wird, für welche umgehend Maßnahmen ergriffen werden müssen.[1][2] Im nachfolgenden Beitrag erläutern wir, wie es zur Wasserknappheit kommt, was dagegen unternommen werden muss und welche Rolle Landwirtschaft und Aquakultur beim Wasserverbrauch einnehmen.
Woher kommt das Wasser?
Unsere Erde ist zu mehr als zwei Dritteln von Wasser bedeckt. Ohne Wasser ist kein Leben oder Arbeiten möglich. Dabei ist Trinkwasser „für den menschlichen Genuss geeignetes Wasser“ und Nutz- oder Brauchwasser „für gewerbliche oder industrielle Zwecke bestimmtes Wasser, das nicht als Trinkwasser geeignet ist.“ [3] Verwertbar für den menschlichen Verzehr, Tiere und die Bewässerung der meisten Pflanzen ist dabei nur Süßwasser. Dieses stammt entweder aus Oberflächenwasser oder aus dem Grundwasser.
Oberflächenwasser ist „Wasser, das an der Erdoberfläche (als stehendes oder fließendes Gewässer) vorhanden ist.“ Es bezeichnet also Seen und Flüsse, aber auch noch nicht versickertes Niederschlagswasser.[4]
Grundwasser dagegen ist eine „Ansammlung von Wasser im Boden, das durch Versickern der Niederschläge oder aus Seen und Flüssen in den Erdboden gelangt.“[5] Es sammelt sich in Ritzen und Hohlräumen unter der Erde und wird dort gespeichert. Bei der Versickerung fließt es durch verschiedene Erd- und Gesteinsschichten und wird dadurch gereinigt und gefiltert. Grundwasser kann daher besonders gut als Trinkwasser verwendet werden.[6]
Der Wasserfußabdruck
Rund 74 Prozent des Trinkwassers, das wir in Deutschland nutzen, stammen laut Umweltbundesamt aus dem Grundwasser. Dabei braucht jede Person durchschnittlich 128 Liter Trinkwasser pro Tag für die Körperpflege, zum Kochen, Wäschewaschen, Putzen und … Trinken. Nur geringe Anteile dieser Menge werden jedoch tatsächlich zum Trinken verwendet, ca. 2–3 Liter pro Tag. Der überwiegende Teil entfällt auf die anderen Haushaltsfunktionen und beinhaltet auch die Verwendung von Trinkwasser durch Bäckereien, Metzgereien und Arztpraxen, die unser tägliches Leben beeinträchtigen.[7] Der gesamte Wasserverbrauch eines jeden Menschen besteht jedoch nicht nur aus dem im eigenen Haushalt genutzten Trinkwasser, sondern auch aus dem in Landwirtschaft und Industrie eingesetzten Wasser. Der Wasserfußabdruck beschreibt also das direkt und das indirekt genutzte Wasser für den menschlichen Konsum. Er liegt bei 7.200 Litern pro Tag.[8]
Seit 1980 steigt der weltweite Wasserverbrauch um etwa 1 Prozent jährlich an. Bis 2050 ist das also eine Steigerung um 30 Prozent im Vergleich zu heute.[9] Gleichzeitig gehen die verfügbaren Ressourcen aufgrund veränderter Umweltbedingungen stark zurück.
Warum gehen Grundwasserspiegel zurück?
Grundwasser ist für die Süßwasserversorgung von entscheidender Bedeutung, insbesondere in trockenen Regionen, in denen die Verfügbarkeit von Oberflächenwasser begrenzt ist. Eine nachhaltige Nutzung des Grundwassers wird jedoch häufig vernachlässigt. „Mehr als die Hälfte der großen Grundwasserleiter der Welt […] würden schneller abgepumpt, als sie wieder aufgefüllt werden, und daher erschöpft.“[10] Insbesondere Deutschland zählt zu den Regionen, die am stärksten von Wasserverlust betroffen sind. Das Grundwasser geht hier um 2,5 Kubikkilometer pro Jahr zurück. Schon der Rückgang des Grundwasserspiegels um wenige Zentimeter hat dabei elementaren Einfluss auf die Lebensfähigkeit von Pflanzen. [11]
Die Gründe für sinkende Grundwasserspiegel sind einfach aber zahlreich: Einerseits gibt es aufgrund des Klimawandels zu wenig Niederschlag lange Perioden ohne größeren Regen. Andererseits kommt es durch die Hitze zu mehr Verdunstung. Die Böden trocknen aus und verlieren ihre Speicherkapazität. So können sie dann bei Starkregenereignissen das Niederschlagswasser nicht schnell genug aufnehmen und es kann zu Überflutungen kommen. Außerdem kämpfen private Haushalte und die Landwirtschaft mit einer übermäßigen Wassernutzung gegen den ausbleibenden Regen bei der Bewässerung von Garten und Pflanzen an. [12] Auch das Bevölkerungswachstum[13], Urbanisierung und Globalisierung, der steigende Wohlstand und damit zunehmende Konsum führen zu einem erhöhten Wasserverbrauch.
Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Grundwasserspeicher könnten die Nachhaltigkeit der Süßwasserressourcen stark beeinträchtigen.[14] Da wir in Deutschland zu lange der Auffassung waren, dass Wasser im Überfluss vorhanden ist, braucht es jetzt umso strategischere Planungen, um langfristig Engpässe in der Versorgung zu vermeiden. Die Bundesregierung hat bereits im März 2023 eine „Nationale Wasserstrategie“ verabschiedet Bundesumweltministerin Steffi Lemke betont: „Wasser ist für uns lebenswichtig. Wir müssen alles dafür tun, um unser Wasser zu schützen – für uns und nachfolgende Generationen.“ Die Nationale Wasserstrategie beinhaltet u.a. Maßnahmen zur Wiederherstellung von Wäldern und Grünflächen sowie zur Entsiegelung betonierter Flächen. Sie hat eine gegen Klimaextreme gewappneten Wasserhaushalt sowie jederzeitige und ortsübergreifende Verfügbarkeit zum Ziel für 2050. [15]
Welche Bedeutung haben diese Veränderungen für Mensch und Landwirtschaft?
Für die Menschen gilt also: Wasser sparen und das in allen möglichen Bereichen, um mit Dürreeffekten und veränderter Wasserverfügbarkeit zurechtkommen zu können.[16] Das betrifft nicht nur die Bevölkerung im privaten Bereich, sondern beispielsweise auch die Landwirtschaft, die große Wassermengen zur Lebensmittelproduktion benötigen.
Schon heute planen mehrere Kommunen in Deutschland Einschränkungen bei der Wassernutzung. [17] Das bedeutet z. B. in Niedersachsen, dass land- und forstwirtschaftlich genutzte Grünflächen ab einer Temperatur von 24 Grad Celsius zwischen 11:00 und 19:00 Uhr nicht mehr beregnet werden dürfen. [18] In Nordrhein-Westfalen wurde für die Bevölkerung eine Trinkwasserampel eingeführt, die über den derzeitigen Wasserbestand informiert und damit ein Bewusstsein für den nachhaltigen Umgang mit Wasser schafft. In verschiedenen Landkreisen wurden auch Verbote zur Bewässerung der eigenen Gärten mit Grundwasser aus Brunnen ausgesprochen oder Wasser aus Flüssen zu entnehmen. [19]
Besonders die Betriebe im Osten sind mittlerweile von 5 Jahren mit extremer Trockenheit, zurückbleibenden Ertragszielen und Ernteausfällen geplagt, teilweise existenzbedroht. LandwirtInnen müssen sich daher zukünftig besonders für Wasserknappheit rüsten und ihre Betriebe entsprechend neu aufstellen. Hitzeresistentere Pflanzen, eine effizientere Bewässerung. Größere Vorratsspeicher sind eine Lösung. Aber auch der Einstieg in andere Wirtschaftsbereiche, welche die schwankenden Erträge ausgleichen sollen. [20]
Wasserverbrauch in der Aquakultur
Die Fischzucht ist ein solcher alternativer Wirtschaftsbereich für Landwirtinnen und Landwirte. Sie ist nicht nur der wachstumsstärkste Bereich der Lebensmittelproduktion, sondern trägt inzwischen mit einer jährlichen Produktionsmenge von 88 Mio. Tonnen zur Proteinversorgung bei.[21]
Da auch die Aquakultur in natürlichen Gewässern (also Meeren und Teichen) zunehmend von klimatischen Faktoren beeinträchtigt ist, bewegt sich die Aufzucht von Fischen zunehmend an Land. [22] Rezirkulierende Kreislaufanlagen (KLA) sind hier die umweltfreundliche Lösung zur künftigen Fischerzeugung. Sie stellen nicht nur die natürlichen Bedingungen unter Einsatz von Technik nach, sondern können dank ausgereifter Biofilter auch noch besonders wassersparsam agieren.
Bei der Auswahl einer Aquakulturanlage gibt es im Kontext Wassersparen jedoch einiges zu beachten. Gerade konventionelle Systeme sind häufig wenig automatisiert und werden ohne Denitrifikation betrieben. Sie operieren so typischerweise mit einem vergleichsweise hohen Wasserverbrauch von 0.1–1 m³ pro kg Futter.[23] Rezirkulierende Kreislaufanlagen mit einer funktionierenden Denitrifikation wie der SEAWATER Cube sind ein neues Konzept, welches schon heute an die künftigen Anforderungen angepasst ist. Der Cube schafft es dank funktionierendem Biofilter und automatischer Steuerung, den Wasserverbrauch auf 0.01 m³ pro kg Futter zu reduzieren. Das entspricht pro Anlage rund 700 L Wasserbedarf pro Tag, bei einem Haltungsvolumen von 70 m³.
Es mag unlogisch erscheinen, da Wasser Hauptbestandteil in Aquakulturen ist, aber gerade die Fischzucht in Kreislaufanlagen ist eine sinnvolle Form der Proteinerzeugung, um Wasser künftig möglichst effizient und klimaangepasst zu nutzen. Das zeigt auch der Vergleich der Gesamt-Ressourcenverbrauchs in der Tierzucht im Blogbeitrag Ressourcenverbrauch der Tierzucht im Vergleich.
Wirklich nachhaltig schützen wir unsere Vorkommen an Wasser aber nur, wenn neben den ErzeugerInnen auch jeder Einzelne Verbraucher seinen Beitrag zur Schonung der natürlichen Ressourcen leistet. Dafür müssen Gewohnheiten kritisch hinterfragt werden, beispielsweise bei täglichen Routinen wie dem Wasserverbrauch beim Duschen oder Zähneputzen. Es sind aber auch bewusstere Konsumentscheidungen, mehr Wertschätzung und weniger Ausschuss, gerade bei Lebensmitteln. Und wo kann es uns leichter fallen, unseren Beitrag für die Sicherung der künftigen Versorgung zu leisten, als beim emotionalen und genussbehafteten Thema Lebensmittel?
Weiterführende Informationen
VerbraucherInnen können sich über diverse Quellen rund um die Themen Trockenheit und Wasser informieren: Der Dürremonitor des Helmholtz Zentrum für Umweltforschung liefert täglich flächendeckende Informationen zum Bodenfeuchtezustand in Deutschland. Die Karten zeigen Informationen zu Dürrezustand des Gesamtbodens, des Oberbodens und zum pflanzenverfügbaren Wasser im Boden.[24] Monatliche Klimastatusberichte veröffentlicht der Deutsche Wetterdienst und auch das Umweltbundesamt teilt Tipps zum sorgsamen Umgang mit Wasser. [25]
Referenzen / Quellen
- [1] Wu W. et al., Divergent effects of climate change on future groundwater availability in key mid-latitude aquifers, Nature communications (2020)
- [2] Wunsch A. et al., Deep learning shows declining groundwater levels in Germany until 2100 due to climate change, Nature communications (2022)
- [3] Duden online, https://www.duden.de/ , abgerufen 19.07.23
- [4] Ebd.
- [5] Ebd.
- [6] https://www.planet-schule.de/mm/die-erde/Barrierefrei/pages/Wie_entsteht_Grundwasser.html, abgerufen 19.07.2023
- [7] https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/wasser-bewirtschaften/wasserfussabdruck#was-ist-der-wasserfussabdruck, abgerufen 19.07.2023
- [8] WWAP The United Nations World Water Development Report 2019: Leaving No One Behind (UNESCO, 2019).
- [9] https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/grundwasser, abgerufen 19.07.2023
- [10] https://www.nationalgeographic.de/umwelt/2022/03/hydrologen-warnen-deutschland-trocknet-aus, abgerufen 19.07.2023
- [11] Wu W. et al., Divergent effects of climate change on future groundwater availability in key mid-latitude aquifers, Nature communications (2020)
- [12] Ebd.
- [13] Vörösmarty, C. J., Green, P., Salisbury, J. & Lammers, R. B. Global water resources: vulnerability from climate change and population growth. Science 289, 284–288 (2000)
- [14] ebd.
- [15] https://www.bmuv.de/download/nationale-wasserstrategie/, abgerufen 25.07.2023
- [16] https://www.nature.com/articles/s41467-022–28770‑2
- [17] https://www.landundforst.de/niedersachsen/trockenheit-niedersachsen-wassernutzung-eingeschraenkt-569494
- [18] https://utopia.de/news/giessen-verboten-trinkwasserampel-auf-gelb-jetzt-reagieren-kommunen/
- [19] https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/stendal/salzwedel/wasser-mangel-landwirt-weizen-kartoffeln-100.html, abgerufen 25.07.2023
- [20] Wunsch A. et al., Deep learning shows declining groundwater levels in Germany until 2100 due to climate change, Nature communications (2022)
- [21] Food and Agriculture Organization of the United Nations (2022), The state of world fisheries and aquaculture
- [22] Ahmed N., Turchini G., Recirculating aquaculture systems (RAS): Environmental solution and climate change adaptation, Journal of Cleaner Production (2021
- [23] Aich N. et. al., A review on Recirculating Aquaculture Systems: Challenges and Opportunities for sustainable aquaculture, Innovative Farming (2020)
- [24] https://www.ufz.de/index.php?de=37937
- [25]https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/6232/publikationen/uba_flyer_zukunft-unseres-wassers_final.pdf