Gründer der Woche: SEAWATER Cubes – die Fischzucht der Zukunft

Grün­der­ma­ga­zin StartingUp

Die Saar­brü­cker SEAWATER Cubes GmbH wur­de 2018 von Caro­lin Acker­mann, Chris­ti­an Stein­bach und Kai Wag­ner gegrün­det und möch­te mit ihrer paten­tier­ten Fisch­zucht­an­la­ge – dem SEAWATER Cube – dazu bei­tra­gen, dass Fisch künf­tig umwelt­ver­träg­lich und regio­nal pro­du­ziert wird. Mehr dazu im Inter­view mit Co-Grün­de­rin Carolin:

Zunächst zur aktu­el­len Lage: Wie ist es euch in der Coro­na-Kri­se bis­lang ergangen?

Gut und schlecht. Den Lock­down haben wir unmit­tel­bar im Fisch­ver­trieb gemerkt, den wir gera­de müh­sam in der Gas­tro­no­mie auf­ge­baut hat­ten. Dort sind plötz­lich alle Kun­den weg­ge­bro­chen. Wir haben uns aber schnell berap­pelt und dann den Werks­ver­kauf stär­ker ver­mark­tet und mit einem Gas­tro­part­ner z.B. eine eige­ne Sup­pe ent­wi­ckelt, die dann im LEH ange­bo­ten wur­de. Dane­ben haben wir es genos­sen, etwas mehr Ruhe und weni­ger Ter­mi­ne zu haben. Das ver­schaff­te uns die Kapa­zi­tät, grö­ße­re Pro­jek­te schnel­ler voranzutreiben.

Hast du auch posi­ti­ve Lear­nings aus die­ser Zeit mit­neh­men können?

Ja, dass es durch­aus sehr pro­duk­tiv sein kann, wenn die Mit­ar­bei­ter im Home­Of­fice sind, das Tele­fon nicht klin­gelt und kei­ne Mails rein­kom­men. Wäh­rend der ers­ten Coro­na­wo­chen konn­ten wir uns sehr inten­siv stra­te­gi­schen The­men wid­men. Daher wol­len wir auch künf­tig ver­su­chen, sol­che „Ruhe­ta­ge“ beizubehalten.

Nun zu eurem Busi­ness: Wann und wie seid ihr auf die Idee zum SEAWATER Cube gekommen?

Mei­ne zwei Mit­grün­der haben wäh­rend und nach dem Stu­di­um an der Hoch­schu­le gear­bei­tet und dort eine gro­ße Fisch­zucht­an­la­ge mit For­schungs­ar­bei­ten betreut. Schon wäh­rend die­ser Zeit haben sich Land­wir­te bei der Hoch­schu­le gemel­det und nach einer Mög­lich­keit gesucht, in die Fisch­zucht ein­zu­stei­gen. Die Groß­an­la­ge wur­de auf­grund von Miss­ma­nage­ment und feh­len­dem Absatz irgend­wann insol­vent und der neue Käu­fer hat die Koope­ra­ti­on mit der Hoch­schu­le gekündigt.

Dann waren Chris­ti­an und Kai arbeits­los und haben die Idee zum Cube ent­wi­ckelt, um ein Ein­stei­ger­pro­dukt für Bran­chen­frem­de zu ent­wi­ckeln. Um zu zei­gen, dass eine Fisch­zucht­an­la­ge auch wirt­schaft­lich betrie­ben wer­den kann, wenn man regio­nal pro­du­ziert und den Ver­trieb ordent­lich auf­baut, haben sich die Jungs einen BWLer gesucht und so kam ich Ende 2016 ins Team.

Was waren dann die wich­tigs­ten Steps von der Grün­dung bis zum Start der Produktion?

Um unse­re Idee umzu­set­zen, haben wir ab Okto­ber 2017 ein Jahr lang einen Pro­to­ty­pen unse­rer Anla­ge geplant und gebaut. Par­al­lel dazu haben wir im August 2018 unse­re Fir­ma aus­ge­grün­det. Ein Jahr nach Inbe­trieb­nah­me und ers­tem Besatz haben wir im Dezem­ber 2019 den Fisch­ver­trieb gestartet.

Wie habt ihr die­se Pha­se finanziert?

Die Ent­wick­lung und den Bau des Pro­to­ty­pen haben wir mit­hil­fe einer EXIST-For­schungs­trans­fer För­de­rung finan­ziert. Die ers­ten Inves­ti­tio­nen der Fir­ma haben wir mit­tels Eigen­ka­pi­tal von uns Grün­dern und zwei Busi­ness Angels getä­tigt. Ende 2019 haben wir zudem eine stil­le Betei­li­gung mit der Saar­län­di­schen Wag­nis­fi­nan­zie­rungs­ge­sell­schaft mbH abge­schlos­sen, um Liqui­di­tät für die Ein­stel­lung der ers­ten Mit­ar­bei­ter zu haben. Aktu­ell suchen wir fri­sches Ven­ture Capi­tal, um den Markt­ein­tritt sowie die Ent­wick­lung der Seri­en­rei­fe anzugehen.

Nun zu eurer Inno­va­ti­on, dem SEAWATER Cube. Was genau ist bzw. leis­tet er?

Der SEAWATER Cube ist eine kom­pak­te und stan­dar­di­sier­te Fisch­zucht­an­la­ge, mit der im Inland hoch­wer­ti­ger Mee­res­fisch pro­du­ziert wer­den kann. Auf einer Flä­che von 100m² rea­li­sie­ren wir mit unse­rer voll­au­to­ma­ti­sier­ten Kreis­lauf­tech­nik einen Jah­res­out­put von sie­ben Ton­nen Fisch, der in der regio­na­len Direkt­ver­mark­tung lan­ge Trans­port­we­ge ver­mei­det. Die Tie­re wach­sen in unse­rer Anla­ge art­ge­recht, in kla­rem Was­ser und ohne den Ein­satz von Medi­ka­men­ten auf.

Gibt es ver­gleich­ba­re Anbie­ter? Wenn ja, wie hebt ihr euch von die­sen ab?

Ja, es gibt ver­ein­zelt ande­re Akteu­re auf dem Markt. Die­se sind aber eher Pla­nungs­un­ter­neh­men, die grö­ße­re Indi­vi­du­al­an­la­gen pro­jek­tie­ren und kei­ne Leis­tun­gen rund um den Anla­gen­be­trieb anbie­ten. Wir sind der ers­te Full-Ser­vice-Anbie­ter und unter­schei­den uns von dem Wett­be­werb, indem man bei uns ein stan­dar­di­sier­tes Plug-and-Play-Pro­dukt bestel­len kann, wel­ches sei­ne Lauf­fä­hig­keit bereits bewie­sen hat, und indem unse­re Kun­den nach dem Kauf eine inten­si­ve Beglei­tung erhal­ten. Zu unse­rem Ser­vice gehö­ren zum Bei­spiel auch Schu­lun­gen, die Belie­fe­rung mit Setz­lin­gen, Salz und Fut­ter, regel­mä­ßi­ge War­tun­gen sowie die Unter­stüt­zung bei Mar­ke­ting- und Vertriebsthemen.

Wer sind eure Kunden?

Im B2B-Bereich sind wir gestar­tet mit einem gro­ßen Fokus auf der Ziel­grup­pe Land­wir­te. Die­se suchen Mög­lich­kei­ten, sich neue Geschäfts­zwei­ge auf­zu­bau­en und sind daher stark am The­ma Fisch­zucht inter­es­siert. Wir haben aber in der ver­gan­ge­nen Mona­ten unse­rer Ver­triebs­tä­tig­keit gemerkt, dass die Direkt­ver­mark­tung für die meis­ten Land­wir­te eine sehr gro­ße Hür­de dar­stellt. Daher adres­sie­ren wir momen­tan eher an Unter­neh­mer und Inves­to­ren, die Urban-Far­ming-Pro­jek­te auf­bau­en möch­ten. Auf B2C-Sei­te sind die LOHAS (Life­style of Health & Sus­taina­bi­li­ty) unse­re Ziel­grup­pe, also Men­schen, die gro­ßen Wert auf Gesund­heit, Nach­hal­tig­keit und bewuss­ten Kon­sum legen.

Wie macht ihr mar­ke­ting­tech­nisch auf euch, euer Kon­zept und euren SEAWATER Fish aufmerksam?

Im Anla­gen­be­reich sind unse­re Web­sei­te und PR sehr wich­ti­ge Kanä­le, die uns mitt­ler­wei­le vie­le Leads besche­ren. Zudem sehen wir in Lin­ke­dIn viel Poten­zi­al. Den SEAWATER Fish ver­mark­ten wir über unse­ren eige­nen Online­shop – momen­tan noch in Saar­brü­cken, aber wir arbei­ten gera­de an einem Ver­sand­kon­zept – sowie über Social Media und regio­na­le Vertriebspartner.

Was sind eure wei­te­ren unter­neh­me­ri­schen Vorhaben?

Wir wer­den ab Herbst in Saar­brü­cken einen Pilot­stand­ort für unse­ren Urban-Far­ming-Ansatz – bestehend aus vier Anla­gen und Ver­kauf – auf­bau­en und die­ses Kon­zept anschlie­ßend ver­mark­ten. Unser Ziel ist es, kurz- bis mit­tel­fris­tig Anla­gen in allen deut­schen Bal­lungs­ge­bie­ten zu eta­blie­ren. Zudem wer­den wir unse­ren Online­shop wei­ter opti­mie­ren und eine Ver­sand­lo­gis­tik auf­set­zen, sodass wir unse­ren Fisch bald auch in der Regi­on ver­schi­cken können.

Und last but not least: Was rätst du ande­ren Grün­de­rin­nen und Grün­dern aus eige­ner Erfahrung?

Bes­ser unper­fekt star­ten als per­fekt zu war­ten! Geht so früh wie mög­lich mit eurer Idee vor die Tür und seid offen für das Feed­back von außen. Hin­ter­fragt euer Geschäfts­mo­dell regel­mä­ßig und plant aus­rei­chend Liqui­di­tät ein, da alles län­ger dau­ert als ursprüng­lich erwar­tet. Und baut euch von Beginn an ein diver­ses Team auf.